Hochsensible Menschen sind sehr empfindlich

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Warum wir einander mit Samthandschuhen anfassen sollten

von Monika Richrath

10. January 2016

Trotz Hochsensibilität: Es passiert täglich, auf facebook und anderswo, überall da, wo Menschen virtuell aufeinandertreffen. Der Ablauf ist immer gleich: A postet etwas, auf das B eine emotionale Antwort schickt, die bei A wiederum Emotionen in Gang setzen. Also fällt As Antwort ebenfalls sehr emotional aus, was B vielleicht zum Kochen bringt. Dann weitet sich der Konflikt aus: Andere Personen mischen sich ein, ergreifen Partei (meistens für A) und im Handumdrehen ist ein riesiges verbales Handgemenge entstanden – das meistens damit endet, dass mehrere Personen die Gruppe verlassen aufgrund des unsensiblen Umgangs miteinander. Ein Krieg im Kleinformat. Am Ende herrscht Ratlosigkeit. Sollten wir als hochsensible Menschen nicht besonders gut miteinander umgehen? Wie kann es passieren, dass wir aus den besten Absichten heraus immer wieder aneinandergeraten?

Ich möchte gerne ein bisschen Licht in die Angelegenheit bringen – und wenn es dazu führt, dass der ein oder andere Konflikt gar nicht erst ausbricht oder weniger heftig eskaliert, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Eines sollten wir vorweg besonders im Auge behalten:

Hochsensibilität führt zu einer erhöhten REIZempfindlichkeit

Reize sind nicht nur der laute Geräuschpegel im Büro oder auf der Straße, oder Menschenmengen, in denen wir uns beklommen fühlen. Reize haben viele Gesichter und Gestalten. Reize entstehen nicht nur im außen, sondern auch in uns selbst, in Form von Gedanken, Gefühlen, Träumen, Glaubenssätzen etc. Als HSP sind wir außerdem prädestiniert dafür, einen Reiz aufzunehmen und ihn schwer wieder loszulassen. (Nicht umsonst können viele Hochsensible über eine achtlos dahingeworfene Bemerkung anderer wochenlang nachgrübeln …)

Man weiß heute :

Das Gehirn arbeitet zu 85–90% automatisch

Das bedeutet, dass der Einfluss, den wir bewusst auf unser Gehirn nehmen können sehr gering ist. Die meisten unserer Handlungen und Reaktionen vollziehen sich ganz automatisch. (Deswegen ist es vermutlich auch so schwer, sein Verhalten zu verändern). Außerdem arbeitet das Gehirn relativ schlampig, indem es verschiedene ähnliche Erfahrungen miteinander zu sog. Clustern verschmilzt, so dass sie sich wie eine einzige Erfahrung anfühlen.

Zuerst kommt der Trigger…

Unter „Trigger“ versteht man einen Schlüsselreiz oder Auslöser, der bei Wahrnehmung besondere Verhaltensweisen auslöst. Schlüsselreize können angeboren sein (z. B. schließen wir die Augen, wenn das Licht zu grell wird), wir können sie aber auch von anderen Menschen übernehmen (z. B. die Reaktion auf wohlhabende Menschen) oder aber auch selbst konstruieren (durch eigenes Erleben).

Wann immer wir mit einem anderen Menschen in eine soziale Interaktion treten – egal ob virtuell oder im echten Leben –  sind wir nur mit einem sehr kleinen Teil unseres Bewusstseins in der tatsächlichen Situation. Der viel größere Teil unseres Bewusstseins ist im „automatischen Gehirn“, in der Vergangenheit, in anderen Situationen mit anderen Menschen, die sich ähnlich angefühlt haben.Dem kann man praktisch nicht entgehen. Aber man kann es sich bewusst machen.

Wenn wir beim Eingangs genannten Beispiel bleiben, dann wird Person B getriggert durch das, was Person A geschrieben hat. Der Auslöser kann irgendetwas sein (manchmal hat es nicht einmal etwas mit dem Inhalt zu tun, sondern mit der Art und Weise, wie es vorgebracht wird).

Wenn Person B heftig reagiert, reagiert sie aber nur mit einem Bruchteil auf die tatsächliche Situation in der Gegenwart, sondern auf eine Situation, die lang vorbei ist. Vielleicht hat die Antwort Erinnerungen an die Streitsituationen mit einem Bruder ausgelöst und schon setzt sich eine automatische schnippische oder aggressive Reaktion in Gang.

Vielleicht fühlt Person B sich angegriffen in ihren Werten und Glaubenssätzen. Wie entstehen Glaubenssätze eigentlich?

Glaubenssätze und Verhaltensmuster bestimmen unser ganzes Denken und Handeln, auch, wenn uns das nicht bewusst ist.  (Es ist vermutlich überflüssig, aber ich erwähne trotzdem der Vollständigkeit halber, dass es um Dinge geht, die wir uns ganz früh im Leben angeeignet haben.) Ganz besonders kommen diese Lernerfahrungen natürlich im Umgang mit anderen zum Tragen. Dementsprechend schnell lassen sich die meisten Menschen antriggern, ohne zu ahnen, worauf sie gerade reagieren. Ich zum Beispiel gehe innerlich die Wände hoch, wenn jemand anfängt zu katastrophisieren oder zu lamentieren über die ungerechten Zustände in der Welt. Meine Verteidigung: ich höre einfach nicht mehr hin. Das passiert ganz automatisch.

Letzten Endes treffen bei Konflikten immer Menschen mit verschiedenen Lernerfahrungen und Interessen aufeinander. Für hochsensible Menschen kommt erschwerend hinzu, dass sie anderen Menschen gerne helfen wollen (ich glaube, das liegt uns im Blut!) Aber die Wahl der Mittel kann dabei durchaus ein wenig zweifelhaft sein. Ich finde es oft bestürzend, wie leicht es ist, andere Menschen, die man nicht einmal persönlich kennt, mit Worten zu bedrängen …

… und dann die Gefühle

Eigene und andere Emotionen werden manchmal sehr intensiv wahrgenommen, das kann wie Öl aufs Feuer wirken und oft zu überzogenen Reaktionen führen (die andere nicht verstehen können, wenn sie nicht die Geschichte der anderen Person kennen und sie besser einordnen können). Und gerade WEIL wir um unsere besondere Empfindlichkeit und die anderer hochsensibler Menschen wissen, sollten wir uns mit Samthandschuhen anfassen und uns um Freundlichkeit und Neutralität bemühen – auch und gerade, wenn wir den/die andereN nicht verstehen können. Außerdem:

Es gibt Handlungsalternativen

Grundsätzlich erscheint es mir sehr sinnvoll, keine allzu emotionalen Kommentare negativer Natur abzusetzen. Wenn Sie mal in unangemessener Weise angegangen werden, können Sie sich sagen, dass das alles herzlich wenig mit Ihnen zu tun hat. Sie sind einfach nur der Auslöser, der jetzt die emotionalen Reaktion abbekommt, die für jemanden in der Vergangenheit bestimmt ist. Machen Sie also einfach innerlich einen Schritt zur Seite.

Oder Sie gewöhnen sich an, Posts vor dem Absenden 10 Minuten stehen zu lassen und noch einmal durchzulesen – und vielleicht doch lieber zu löschen. Habe ich auch schon gemacht … Selbst wenn der Finger schon oben ist und sich senken will, kann man das noch machen. Und es ist wirklich IMMER besser, Sie schreiben von sich selbst, warum Sie etwas so und so empfinden als jemand anderen zu attackieren. Natürlich ist es auch ganz sinnvoll, sich mal in einer ruhigen Minute vielleicht mit dem eigenen Reaktionsverhalten zu beschäftigen und was man daran optimieren könnte.

Ich habe mir für die obige Situation mittlerweile auch Handlungsalternativen angeeignet. Der Grund für meine o. g. Abneigung liegt übrigens darin, dass ich es lange Zeit nicht geschafft habe, mich von den negativen Überstülpungen anderer abzugrenzen, so dass ich diese heute für mich mit „Gefangensein“ (in einer Situation) assoziiere. Mein automatisches Verhalten darauf war einfach innere Flucht. Heute kann ich mein Gegenüber höflich darauf hinweisen, dass ich nur eine Information wollte und keine Abhandlung über die schlechten Zustände. Das funktioniert ganz gut. Oder sagen, dass ich nicht mehr zuhören kann.

Übrigens habe ich eine ganze Zeitlang auch mit der EFT tapping (or tapping acupressure) beklopft, dass es mir partout nicht gelingen wollte, ein bestimmtes Verhalten zu ändern – schließlich ist der Wirkmechanismus von der Klopfakupressur, bestimmte Reiz-Reaktionsmuster aufzubrechen und zu verändern.

Für mich (uns alle) wäre jetzt natürlich sehr gut zu wissen, wie nützlich dieses Wissen für Sie ist. Konnten Sie es gewinnbringend in einem Konflikt einsetzen? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben.

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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