Entwicklungstrauma-hat-mit-familie-zu-tun

Generated and written all by myself:-))

Trauma in Liebesbeziehungen – meine Familie

von Monika Richrath

17. October 2021

Wenn man sich mit Trauma in Liebesbeziehungen und Hochsensibilität beschäftigt, kommt man nicht umhin, sich mit Familie zu beschäftigen, nicht nur der eigenen, sondern auch der des/der Partner*in. Ob man das nun möchte oder nicht.

Bis jetzt habe ich mich erfolgreich um das Thema Familie gedrückt, aber nun muss es eben doch sein. Familie ist ja der Ort, wo der ganze Stress entsteht, wo wir geformt werden, wo wir uns verlassen und verlassen werden und verloren gehen. Und bitte denke daran, wenn dich hier etwas triggert, zu klopfen, an der Handkante oder am Schlüsselbein oder an einem Punkt deiner Wahl, den du besonders gern hast.

Ich habe mich immer superschwer getan mit den Familien meiner Partner und Partnerinnen. Vermutlich weil es dort so

viele Parallelen zu meiner eigenen Familie

gab. In den ersten Beziehungen, die ich mit anderen einging, spielte das Thema Alkohol immer irgendwie in irgendeiner Form eine Rolle, ob nun im Hintergrund oder nicht. Das Leben lässt grüßen! Später hat sich das etwas verloren, bzw. ich bekam nicht mehr genug von den Familien meiner Partner*innen mit um das beurteilen zu können. Wenn machbar, blieb ich auf Abstand.

Zu meiner eigenen Familie habe ich

ein sehr, sehr schwieriges Verhältnis.

Irgendwie habe ich mich im Kreis meiner Familie nie wohl gefühlt. Und sicher schon gar nicht. Das lag nicht nur an der drangvollen Enge (Tatsächlich bewohne ich jetzt eine Wohnung alleine, die fast so groß ist, wie die Wohnung, in der ich aufgewachsen bin, nur, dass wir damals zuerst zu siebt dort lebten und später zu sechst!) und des völligen Fehlens eines eigenen Raums …

Ganz lange Zeit hätte ich gar nicht zu sagen vermocht, was eigentlich so schwierig war, warum ich mich so unwohl fühle. Sicher, ich hatte diese sehr schwierige Beziehung mit meiner Mutter, das Gefühl, nicht willkommen zu sein, was mich praktisch mein ganzes Leben lang begleitet hat (Erst in diesem Jahr konnte ich mit meiner Mutter eine Art Frieden machen, post-mortem). Aber besser spät als nie! Das Verhältnis zu meinem schon vor Ewigkeiten verstorbenem Vater betrachte ich auch als weitgehend geklärt …

Ich bin übrigens sicher, dass meine

Eltern beide mit Hochsensibilität zu tun hatten,

und auch, dass beide Scanner-Persönlichkeiten waren, so wie ich. Sie waren beide sehr wissbegierig und vielseitig interessiert, das wird sie auch verbunden haben. Meine Geschwister würde ich da erst einmal nicht so einsortieren. Aber vielleicht tue ich ihnen auch unrecht.

ich und meine Familie 2Jedenfalls sind meine Geschwister ein Kapitel für sich. Grundsätzlich war es schon einmal sehr schwierig für mich, dass

mein Status als drittes von fünf Kindern in der Familie nie festgelegt war,

sondern davon abhing, mit dem ich das Zimmer teilte. Waren es die beiden Älteren, gehörte ich zu den Großen, waren es die beiden Jüngeren, gehörte ich zu den Kleinen. Mit dem Status waren gewisse Privilegien verbunden, z. B. wie lange man aufbleiben darf. Meine ganze Kindheit hindurch gab es Dinge, die ich mal durfte und dann mal wieder nicht.

Dinge, die für meine Geschwister selbstverständlich waren, galten für mich nicht,

z. B. musste ich mit 16 zu anderen Uhrzeiten zuhause sein als alle anderen.

Früher ist mir das nie in den Sinn gekommen, aber im Rückblick kommt es mir vor, als habe mich meine Mutter in irgendeiner Form an sie gebunden. Obwohl ich nicht zu sagen vermag, wie genau. Sicher ist jedenfalls, dass ich erst, nachdem meine Mutter gestorben  war, das Gefühl hatte:

Jetzt kann ich mein eigenes Leben leben!

Falls du mir bis jetzt in meiner Serie Trauma in Liebesbeziehungen gefolgt bist, erinnerst du dich vielleicht daran, dass ich relativ schnell gemerkt habe, dass die Beziehung mit X tief vergrabene Dinge ans Tageslicht holte und ich überhaupt nicht mehr klarkam.

Darum habe ich eine Traumatherapie begonnen.

Irgendwann fiel mir ein Familienfoto in die Hände, wo ich im Kreise meiner Schwestern sitze. Natürlich kannte ich das Foto. Es wurde aufgenommen, als ich ungefähr 18 war. Aber zum ersten Mal habe ich auf diesem Foto etwas erkannt (und es war eine tief körperlich empfundene Erkenntnis!): nämlich, dass ich im Vergleich mit meinen Schwestern

einfach verkümmert

wirke. Nicht nur halb so groß, sondern insgesamt nur die Hälfte von allem. Als sei ich nicht richtig gediehen.

Das war ein tiefer Schock.

Es war, als würde ich zum ersten Mal mein Unwohlsein in meiner Familie wirklich verstehen, mit all meinen Sinnen begreifen. Und es ist natürlich überhaupt nicht verwunderlich, dass ich in meiner Familie das Gefühl habe, ich bin einfach nichts und alles was ich kann und weiß, zählt dort nicht.

In meinem letzten Workshop habe ich gesagt, dass ich dich, meine treue(n) Leser*innen und Follower*innen

viel mehr als Familie begreife

als meine eigene Herkunftsfamilie. Im Großen und Ganzen fühle ich mich von dir und euch wirklich gesehen, als das, was ich bin und kann. Du/Ihr gibst/gebt mir das Gefühl, etwas zur Welt beitragen zu können, etwas zu bewirken, in dir und deinem Leben.

In meiner Familie zählt all das nicht, dort bin ich überhaupt nichts.

Nur ein paar Beispiele: Als wir die Feier für die Beeerdigung meiner Mutter planten und ich eine Rede halten wollte, wurde mir beschieden „Aber nur ganz kurz!“ Abfällige Bemerkungen darüber, wieso ich mir denn einbilden würde, ich könnte jemals ein Buch veröffentlichen und etwas zu sagen haben, habe ich mehrfach gehört …

Das alles gärt nun schon seit Jahren in mir.

Nach dem Tod meiner Mutter sind wir übrig gebliebenen Kinder erst einmal enger zusammengerückt. Irgendwann kam aber der Moment, wo ich gemerkt habe, das Unwohlsein im Kreis meiner Geschwister hat mich wieder eingeholt.

Und so kam es, dass sich im Zuge meiner Traumatherapie in irgendeinem Winkel meiner Selbst Mut angesammelt hat, so dass ich meinen Geschwistern eines Tages, als ein online Treffen im Gespräch war, für mich selbst überraschend mitgeteilt habe, dass ich sie fürs erste nicht sprechen und treffen möchte.

Ich war es einfach leid, dass, wenn ich in unserer Whatsapp-Gruppe etwas über mein Leben erzähle, einfach keine Reaktionen kommen. Als sei ich unsichtbar.

Ich bin sehr froh mit meiner Entscheidung.

Es ist, als sei eine Riesenlast von mir gefallen. Erst durch die Distanzierung habe ich gemerkt, wie unwohl ich mich mein ganzes Leben in meiner Familie gefühlt habe. (Natürlich gab es am Anfang auch ein Angstmoment, aber das ist ziemlich schnell verflogen).

Parallel dazu habe ich mich auch noch aus einer Freundesgruppe gelöst, wo ich genau das gleiche Gefühl habe: dass es nicht wichtig ist, ob ich da bin oder nicht, außer aus Gründen der Vollständigkeit oder außer ich soll etwas Bestimmtes tun. Aber eigentlich interessiert sich niemand für mich. Und wir sprechen auch keine gemeinsame Sprache, es ist unmöglich für mich, bei den anderen anzudocken, weil ich ihre Interessen weder verstehen noch nachvollziehen kann.

So geht es mir wohl mit allen größeren Gruppen. Stets sind sie für mich wie

eine Art Abbild meiner Familiendynamik gewesen.

Jetzt habe ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, eine positive Veränderung erreicht zu haben. Indem ich mich von denen abgewandt habe, in deren Gegenwart ich mich unwohl fühle. Statt dessen habe ich mich Menschen zugewandt, mit denen es eine gemeinsame Kommunikationsebene gibt und gemeinsame Interessen. Menschen, die sich für das interessieren, was mich bewegt und womit ich mich beschäftige und was ich mache. Und ich interessiere mich in gleichem Maß für ihr Leben. Das ist so etwas von befreiend! Ich habe das Gefühl,

ich darf mich endlich entfalten!

Eigentlich sollte dies ein Artikel über meine Famlie und die Familie von X werden. Kaum hatte ich mich hingesetzt, flog der Stift nur so über das Papier, also kommt ihre Familie erst im Artikel nächste Woche dran. Es ist verrückt, mir scheint, je mehr ich zu dem Thema schreibe, umso mehr will aus mir heraus …ich muss den Worten, die sich schon in mir drängeln, einfach nur die Möglichkeit geben, herauskommen zu dürfen …

Wie gehts dir mit deiner Familie? Erträgst du sie, bist du auch auf Abstand gegangen oder hast du deinen Frieden gemacht? Wie immer freuen wir uns, wenn du  deine Geschichte mit uns teilst.

From my heart,

Deine Monika

author avatar
Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

About me

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

Vielleicht gefällt dir auch

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Your email address will not be published. Erforderliche Felder sind mit * markiert

en_USEnglish