Der Selbstheilungsnerv hilft bei Entwicklungstrauma

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Der Selbstheilungsnerv – eine Rezension

von Monika Richrath

20. February 2022

Das Leben geht bisweilen seltsame Wege. Auf verschlungenen Pfaden bin ich zu diesem Buch gelangt. Als ich meiner lieben Kollegin Sandra Quedenbaum (die übrigens gerade eine neue Online Coaching Prozessgruppe am Start hat) das EFT Klopfen vorgestellt habe, rief sie aus „Ach, das ist ja toll! Da wird ja der vordere Vagus aktiviert!“

Vom Vagus-Nerv hatte ich schon gehört,

aber dieser Zusammenhang war mir neu (aber natürlich eine schöne Erklärung auch dafür, warum Klopfen so gut wirkt!). Jedenfalls wollte ich dem weiter nachgehen und habe mir von ihr eine Buchempfehlung geben lassen. So bin ich bei Stanley Rosenbergs „Der Selbstheilungsnerv“* gelandet. Ohne auch nur zu wissen, welch

lebensveränderndes Potential sich auf diesen 328 Seiten verbergen.

Im Prinzip geht es darum, dass unsere bisherigen Erkenntnisse und Erklärungen über die Verarbeitung von Stress veraltet und unzureichend sind. Die alten Erklärungen stützen sich auf ein 2-Wege-System mit Anspannung und Entspannung über Sympathikus und Para-sympathikus.

Laut der von Stephen Porges entwickelten Polyvagal-Theorie gibt es jedoch 3 Nervenkreisläufe mit insgesamt 5 verschiedenen Zuständen: Der vordere Ast des Vagus Nerves, der für positive Entspannungszustände, Zugewandtheit und soziales Engagement sorgt, der Grenzstrang des Sympathikus, der bei Angriff oder Flucht aktiviert wird und der hintere Ast des Vagus, der für

Verlangsamung, Abschaltung und depressives Verhalten

sorgt.

Diese 3 Kreisläufe regeln unsere Körperfunktionen und helfen uns, einen konstanten, inneren Zustand aufrechtzuerhalten. Und sie hängen auch mit unseren emotionalen Zuständen zusammen (vielleicht hast du bei „Abschaltung, depressives Verhalten“ schon aufgemerkt!) Diese Zustände wiederum steuern unser Verhalten.

An all dem sind unsere 12 Hirnnerven beteiligt, die zum Teil sehr unterschiedliche Aufgaben haben. Alle diese Nerven können Funktionsstörungen erleiden, z. B.

wenn der Körper sich permanent im Abschaltungsmodus befindet.

Autor Stanley Rosenberg ist seit über 30 Jahren als Körpertherapeut tätig, z. B. mit Rolfing, Craniosacral-Therapie, Osteopathie etc. In dieser Zeit hat er die Wichtigkeit des Vagus-Nerves für unsere körperliche und seelische Gesundheit erkannt und ganz einfache Übungen entwickelt, mit denen man aus der chronischen Aktivierung des hinteren Vagus-Systems herauskommen kann.

sunset g838bf78ac 640Das ist sowas von revolutionär!

Ich habe es in relativ kurzer Zeit nicht mehr ausgehalten (ich wurde sozusagen von Neugier überwältigt) und habe sofort mit der Grundübung im 2. Teil begonnen.

In weniger als einer Minute hat sich mein Leben vollkommen verändert.

Ich habe mich hingelegt (Man soll damit im Liegen beginnen) und die Übung gemacht. Dann spürte ich etwas in meinem Oberkörper nach oben wandern. Und dann war alles anders. Von jetzt auf gleich. Ich bin wieder aufgestanden. Im ersten Moment habe ich kurz Panik gekriegt (da waren sicher die inneren Wächter am Werk!). Dann wurde mir aber in ganz kurzer Zeit klar:

So habe ich mich noch nie gefühlt.

Es gab einfach keine Anspannung.

Im Sinne von auf-der-Hut sein-müssen. Wow!

Später habe ich noch einige andere Übungen ausprobiert, die sehr gut geeignet sind bei Problemen mit Rückenschmerzen. Ebenso phänomenal.

Der Selbstheilungsnerv* ist sehr gut lesbar,

auch für Laien. Die Gliederung ist sehr einfach: es gibt einen Theorie- und einen zweiten Praxisteil.

Den theoretischen Teil fand ich sehr spannend. Natürlich bekommt man unweigerlich eine Art Hochachtung vor dem eigenen Körper, wenn man sich mit dem Zusammenspiel der einzelnen Elemente beschäftigt.

Mir gefällt besonders gut der immer wieder hergestellte Praxisbezug im theoretischen Teil. So stellt uns der Autor Fallbeispiele aus seiner eigenen Praxis vor. Außerdem geht er  sehr eingehend auf somatopsychische Probleme ein. Das ist

das Gegenteil von psychosomatisch.

Es bedeutet, dass ein körperlicher Vorgang Einfluss auf die Psyche nimmt. Alleine diese Betrachtungsweise hat mich für Stanley Rosenberg eingenommen. Als jemand, dem jahrzehntelang immer wieder vorgehalten wurde, dass alle unerklärlichen Vorgänge in meinem Körper psychosomatischer Natur seien, fühlte ich mich sehr zuhause in Rosenbergs Art, die Welt zu betrachten …

Der Autor führt also eine ganze Reihe psychischer Schwierigkeiten auf wie

Angstörungen, Panikattacken, Phobien, PTBS

(also alles mögliche, worunter hochsensible Menschen mit Folgen durch Entwicklungstrauma beeinträchtigt sein können), aber auch ADHS, bipolare Störung, antisoziales und gewalttätiges Verhalten auf eine Störung der Hirnnerven zurück.

Es gibt auch ein extra Kapitel, das sich mit Störungen aus dem autistischen Formenkreis befasst, aber das habe ich noch nicht gelesen bis jetzt (finde ich aber nicht minder spannend).

Mir hat auch der sehr ausführliche Einleitungsteil gefallen, indem Stanley Rosenberg uns an seinem Leben teilhaben lässt. Er beschreibt, wie er überhaupt dazu gekommen ist, sich mit der Polyvagal-Theorie zu beschäftigen. Das Buch ist ist unglaublich logisch aufgebaut und führt uns ganz langsam in die Materie ein. Obwohl ich es in kurzer Zeit verschlungen habe, fühlte ich mich zu keinem Zeitpunkt überwältigt. (Im Zweifelsfall kann man bestimmte Dinge beim Lesen ja auch weglassen, wenn man z. B. nicht wissen will, wie die Hirnnerven funktionieren, welchen Weg sie nehmen usw.) Das Buch enthält übrigens auch einen Test, mit dem man die eigene Vagusfunktion selbst überprüfen kann.

Mittlerweile habe ich eine ganze Reihe von

Übungen zur Wiederherstellung des sozialen Nervensystems

ausprobiert und in meinen Tagesablauf integriert. Einige dauern wirklich nicht mehr als eine Minute. Man muss sie natürlich wiederholen. Sicher über einen längeren Zeitraum. Es wäre natürlich irrig zu glauben, dass ein Trauma einfach so verschwindet, weil man ein paar Tage lang diese Übung macht …

Aber nach nur ein paar Tagen merke ich selbst einen Unterschied bei mir. Ich bin viel proaktiver und gehe mehr von mir aus auf andere zu. Vorher habe ich andere eher zu mir kommen lassen.

Mein Fazit ist: Dieses Buch sollte jeder haben und lesen. Jede. Jeder. Vor allem, wenn du an  deiner Hochsensibilität leidest oder

an den Folgen eines Entwicklungstraumas, Depressionen

hast, körperliche Probleme usw. hast. Es gibt sogar eine extra Anleitung zur Selbsthilfe bei Migräne!

Das Jahr ist noch jung, aber für mich ist klar, dass dieses Buch mein Buch des Jahres 2022 wird, oder zumindest eines der Bücher des Jahres.

Tja, eigentlich beschließe ich meine Rezensionen ja immer mit einer kleinen Sache, die mir nicht so gut gefallen hat. Aber hier gibt es nichts, ich habe keine Kritikpunkte. Absolut keine. Im Gegenteil, ich sollte vielleicht noch den nützlichen farbigen Anhang erwähnen. Außerdem hat es mir sehr gefallen, dass immer dann, wenn in meinem Kopf ein Fragezeichen erschien, eine Anmerkung der Übersetzerin auftauchte, die meine Frage beantwortete. Das gibt für mich noch einmal Extrapunkte und habe ich auch noch nicht so gesehen und gelesen! Ich fühlte mich als Leserin mit meinen Bedürfnissen wirklich gesehen. Du siehst schon, ich bin wirklich begeistert von diesem Buch und hoffe, dass ich dich dazu anregen konnte, dieses Buch zu kaufen und sein Potenzial für dich zu nutzen. Klopfen kann man trotzdem immer noch 😉

Ich wünsche dir eine schöne Woche.

Von Herzen

 

monika richrath eft fuer hochsensible

 

 

Image by Polly Ata from Pixabay 

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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