meine innere Familie spielt in der Hochsensibilität eine wichtige Rolle

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Trauma in Liebesbeziehungen: meine innere Familie

von Monika Richrath

30. January 2022

Wenn man sich mit dem Thema Hochsensibilität in Verbindung mit Entwicklungstrauma beschäftigt, kommt man nicht umhin, sich immer wieder mit dem Thema „Familie“ zu befassen, denn

„Familie“ steht nahezu immer in Zusammenhang mit Entwicklungstrauma.

Im Rahmen meiner Serie „Trauma in Liebesbeziehungen“ habe ich das bereits in den Artikeln „Meine Familie„und „die andere Familie“ getan.

Heute soll es nun um meine innere Familie gehen. Die steht natürlich auch in direktem Zusammenhang mit allem.

Auf diesen Artikel freue ich mit schon lange – aber ich habe ihn ebenso gefürchtet, weil ich dazu meine Tagebücher durchforsten muss (was ich bislang tunlichst vermieden habe, um keine Erinnerungen zu wecken). Es wird wieder sehr persönlich werden. Und falls es etwas gibt, was dich triggert, klopf bitte beim Lesen einen Punkt deiner Wahl.

Meine innere Familie besteht aus unterschiedlichen Personen, oder sagen wir lieber Wesen. Denn es sind nicht nur alles Kinder. Aber ich greife vor.

Vor rund 30 Jahren begann ich, mich mit Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen. Der Auslöser war eine traumatische Trennung.

Hochsensibilität war noch 25–30 Jahre entfernt.

(Jedenfalls das Wissen darum). Da fiel mir ein Buch über die Arbeit mit dem inneren Kind in die Hände. Damals ein absolutes Novum. Mich hat das sehr beeindruckt und ich habe versucht, mit meinem inneren Kind in Kontakt zu treten. Das war unglaublich schwierig. Dieses Kind wollte gar nichts von mir wissen. Es war sehr scheu und vertraute mir auch nicht. Anfangs durfte ich ihm weder zu nahe kommen, noch es berühren. Es hat sehr, sehr lange gedauert,

bis mein inneres  Kind bereit war, mir zu glauben,

dass ich jetzt versuchen will, mich besser um es zu kümmern.

Als unsere Beziehung dann besser wurde, durfte es als erstes das verhasste Strickkleidchen ausziehen und es durfte sich selbst aussuchen, was es anziehen möchte: eine Latzhose aus Jeansstoff, ein rosa Sweatshirt und eine Baseball-Kappe. Alles aus ganz weichem Material. Dieses innere Kind heißt Mönchen, das ist mein liebevoller Kosename aus meiner Kindheit, der für mich Verbindung bedeutet. Mönchen ist

mein kreativer, aufgeweckter und fröhlicher Anteil, der mir ganz nahe ist.

teenagerLange Jahre blieb ich mit Mönchen allein. Aber dann tauchte eines Tages während eines Seminars plötzlich der Teenager auf. Der Teenager hat keinen Namen. Sie spricht nicht. Sie ist eine zutiefst unglückliche Person (als Teenager war ich sehr lebensmüde). Auf dem Bild sitzt sie neben Mönchen. Wie du sehen kannst, hält sie ein Kind auf dem Schoß. Es hat also irgendeine Form von Entwicklung gegeben.

Mit dem Teenager habe ich mich während meiner Trauma Therapie beschäftigt.

Sie spricht zwar immer noch nicht (so wie Teenager das häufig tun, bzw. nicht tun), aber sie ist jetzt mit uns verbunden, sie ist nicht mehr so unglücklich, und sie passt auf Peterchen auf. Peterchen taucht aber erst später auf.

Das nächste Wesen, das erschien, war ein sehr kleines Baby, das ich Pearl getauft habe. Auf dem Bild halte ich (in dem roten Pullover) Pearl auf dem Arm. Der farbige Klecks in Pearls Gesicht ist ein Schnuller.

Deprivation gehört sicher auch mit zu Entwicklungstrauma.

Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erzählt habe: Meine Mutter war ja sehr jung, als sie mich bekam als drittes Kind (23 oder 24). Sie hatte in einer Zeitung gelesen, dass Schnuller nicht gesund seien, weil sie die Zähne verformen. Darum habe ich niemals einen Schnuller bekommen. Ich weiß, meine Mutter hat es nur gut gemeint, aber es war eine grauenvolle Deprivation. Letzten Endes wurde mir dadurch

die Erfüllung eines sehr wichtigen körperlichen Bedürfnisses verwehrt.

Den sich daraus ergebenden Mangel kann ich heute immer noch spüren. Das denke ich jedenfalls, wenngleich es auch nicht mehr so schlimm ist wie früher.

Als Kind bin ich einmal dabei erwischt worden, als ich versucht habe, in einem Supermarkt einen Schnuller zu klauen. Ich bekam nur selten Taschengeld,

aber das Saug-Bedürfnis blieb über Jahre sehr mächtig.

Als ich dann über Geld verfügte, habe ich mir einen Schnuller gekauft, aber ich kam mir so blöd dabei vor. Es hat nicht mehr funktioniert, ich konnte mir dieses Bedürfnis so nicht mehr erfüllen, das war aus und vorbei.

Zum Glück stimmte das so nicht. Denn als Pearl auftauchte, habe ich ihr sofort einen Schnuller in den Mund gesteckt und sie saugen lassen. Und sie saugt immer noch. Seit Jahren schon.

Jahrelang schien unser kleines  Quartett vollständig. 2020/21 ist meine kleine innere Familie dann explosionsartig auf das Doppelte gewachsen. Und das geschah natürlich in dem Rahmen

Trauma in Liebesbeziehungen mit meiner Beziehung mit X.

Peterchen ist als nächster aufgetaucht. Die Situation war so: wir wollten verreisen und ich sollte am Vorabend mit einer Kofferwaage die Koffer wiegen. Weil ich das aber noch nie gemacht habe, war ich überfordert und darüber gerieten wir in Streit. Das Ende vom Lied war, dass sie mir alles vor die Füße warf und zu ihrer Schwester nach nebenan ging. Mich einfach stehenließ.

Da tauchte Peterchen auf. Er wollte eigentlich nur noch weg, weit weg. Diese Situation hat übrigens die Hälfte des Urlaubs belastet und ohne die Hilfe ihrer Schwestern hätten wir uns da vielleicht wirklich getrennt.

Mit Peterchens Auftauchen hat sich etwas in meiner inneren Familie verändert. Von da an habe ich

in Situationen großer Not meiner Schar zugerufen „Kommt zu  mir“

und wir sind ganz eng zusammengerückt, so wie Footballspieler sich manchmal ganz eng aneinanderdrängen. Ich weiß bis heute nicht so genau, wofür Peterchen steht.  Vielleicht für

das Überfordert werden und das gleichzeitige Alleingelassen werden?

Es wäre durchaus möglich. Jedenfalls hat Peterchens Auftauchen auch den Teenager verändert. Der Teenager hat es von sich aus übernommen, sich um Peterchen zu kümmen.

Am Beispiel von Peterchen kann man sehr gut sehen, dass die Figuren ein Eigenleben haben, sie können durchaus ein anderes Geschlecht haben als man selbst und diesen Namen habe ich auch nicht ausgesucht (Ehrlich gesagt, finde ich den sogar ziemlich blöd!).

Nach dem Urlaub ging es mir ziemlich schlecht. Ich war total erschöpft und musste eine Weile bei mir zuhause alleine bleiben. Meiner Liebsten ging es übrigens nicht anders.

Mein immerwährendes Mutterthema war durch das alles aktiviert worden,

habe ich dann gemerkt.

Mia ist einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Sie ist das Mädchen mit dem etwas eigenwilligen Outfit: gepunktetes Kleid und rote Gummistiefel. Über Mia weiß ich fast nichts. Denn Mia hat nur zu dem Teenager Zutrauen. Mia spricht auch nicht. Sie hat sehr viel Angst und fühlt sich alleine, aber es geht ihr besser, wenn sie sich an dem Teenager festhalten kann.

In der Therapie hat sich übrigens herausgestellt, dass der namenlose Teenager zusammenhängt mit einem

absolut traumatischen Schüleraustausch.

Als 13jährige war ich nämlich Austauschschülerin und war sechs unendlich lange Wochen bei einer französischen Familie untergebracht, die sich null um mich kümmerte. So eine Art Verlassenwerden revisited. Ich bin halb umgekommen vor Heimweh und Einsamkeit.

drillingeDie Kinder in den Bermuda Shorts und den Smiley T-Shirts sind im Februar 21 aufgetaucht.

Eigentlich war es zuerst nur ein Kind, das

im Rahmen der Trauma Therapie erschien.

Vermutlich, weil ich mich einige Zeit vorher wieder einmal mit meiner Familiengeschichte beschäftigt und alte Briefe sortiert hatte. Dieses Kind war gut genährt, neugierig, furchtlos, fröhlich. Aber dann bemerkte ich, dass noch ein zweites Kind dahinter war, ein Schattenkind, das aussah, wie eine mickrige Version seines Zwillings. Es war richtig unterernährt, scheu, ängstlich.

Es war also klar, dass ich mich gut um meinen Mickerling kümmern muss, aber es hat auch eine Zeit gedauert, bis das Kind bereit war, auf meinen Schoß genommen zu werden. (Und der Name war auch nur temporär …)

Den nächsten Zuwachs habe ich im Frühjahr 21 bekommen,

nach dem absolut katastrophalen Geburtstag meiner Liebsten.

Dieser Geburtstag hat sozusagen den Anfang vom Ende eingeläutet.  Wie fast immer, wenn ihre Familie dabei war, wurde es ein Desaster. Ich möchte die Situation hier nicht beschreiben, ich kann nur sagen, dass sich alle ihre Geschwister gegen sie gewandt haben und ich den Raum schon verlassen hatte, weil ich mich von der allgemeinen Stimmung irgendwie existentiell bedroht fühlte. Ich konnte ihr also nicht beistehen.

Ich war selbst in einem retraumatisierten Zustand.

Am Tag darauf hatten wir dann einen Zusammenstoß, worauf ich einfach in meine Stadt zurückfuhr. Ich konnte nicht mehr. Im Zug ist dann ein drittes Kind aufgetaucht, das ganz klar im Zusammenhang steht mit der Familien-Situation. Dieses Kind war noch weniger als der Mickerling, es war eigentlich nur ein Strich. Jedesmal, wenn ich an diesen Strich gedacht habe, habe ich mich total elend gefühlt.

Aber wie du auf dem Bild sehen kannst, ist das Strich-Kind zwischenzeitlich ein wenig gewachsen und hat sich ausgedehnt. Auch der Mickerling ist jetzt „normal“ gewachsen. Die Drillinge haben übrigens kein richtiges Geschlecht, weil sie in eine Zeit gehören, in der ich eher wie ein Junge gelebt habe, mich selbst so sah und auch von anderen so wahrgenommen wurde.

seelenanteileWer sind nun die beiden anderen Gestalten links unten? Dabei handelt es sich um

verlorene Seelenanteile.

Nach der Trennung habe ich begonnen, regelmäßig mit meiner lieben Kollegin Sabrina Haar zu arbeiten (die unglaublich spannende Schoßraumarbeit macht und das EFT Klopfen mit der Theta Technik verbindet). Es hat sich dann irgendwann herausgestellt, dass das Seelenanteile sind, die bislang noch nicht geboren werden konnten.

Der Seelenanteil mit dem bunten Gesicht kam zuerst. Ich sollte ihm nämlich ein Gesicht aus einem Gemälde verpassen.  Weil dieser Anteil so unglaublich viel Angst vor dem Leben in mir hatte, fiel mir sofort „Der Schrei“ von Edvard Munch ein. Sabrina hat dann Matrix Reimprinting mit mir gemacht

(dabei habe ich auf dem Gemälde-Gesicht geklopft),

so lange, bis dieser Teil seine Angst verloren hatte und bereit war, zu mir zu kommen (oder eher in mich). Hinterher habe ich gemerkt, dass dieser Anteil sehr groß ist und viel Raum einnimmt. Er ist einerseits sehr, sehr sanft, aber er besitzt eine unglaublich große innere Stärke.

Zuletzt kam der Anteil ganz links. Eigentlich sah er so aus wie einer der wilden Kerle aus „Wo die wilden Kerle wohnen“. Und er war wirklich wild – furchsteufelswild.

Er kochte vor Wut darüber,

nicht genug willkommen geheißen worden zu sein,

nicht genug Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge bekommen zu haben. Aber am Ende war auch er bereit, geboren zu werden.

Das sind jetzt noch nicht alle. Aber ich hoffe, das jetzt erstmal ein wenig Ruhe ist.

Ich weiß eigentlich nicht so genau, wer oder was diese Kinder sind. Im Matrix Reimprinting würde man sie wohl Echos nennen, quasi Kinder-Wesen, die entstanden sind in bestimmten Situationen und dort bleiben, bis sie „erlöst“ werden.

Meine Traumatherapeutin hat mir seinerzeit erklärt, dass es ziemlich häufig vorkommt, dass

Menschen mit Entwicklungstrauma solche inneren Familien haben.

Fest steht jedenfalls, dass es äußerst wohltuend ist, solch eine kleine Familie zu haben, weil sie sich verändern und weiterwachsen kann. Und sobald eins meiner Wesen in meinem Bewusstsein aufgetaucht ist, agiert es ganz selbstständig. Es reicht vollkommen, wenn ich ab und zu mal hinfühle, wie es ihm geht und was es macht. Der Strich-Drilling hat schon zwei Wachstumsschübe hinter sich, für die er sich aus eigenem Antrieb entschieden hat.

Mich selbst als Mutter dieser Schar zu begreifen tut auch mir wohl und stärkt mich. Wie du jedenfalls aus meiner Beschreibung sehen kannst, ist es ziemlich aufregend und bereichernd, sich auf die eigenen inneren Prozesse einzulassen und die damit verbundenen inneren Bilder. Das hilft dabei, sich selbst zu vertrauen. Und das fördert Heilung.

Und jetzt zu dir. Wie ist es mit dir? Hast du auch eine eigene innere Familie? Wie immer freue ich mich, wenn du etwas von dir erzählst in den Kommentaren.

From my heart,

monika richrath eft fuer hochsensible

 

 

 

Bildquelle: Privat

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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