Sensible und schüchterne Kinder haben gemeinsam, dass sie große Angst davor haben, Fehler zu machen, aufzufallen. Sie haben Angst davor, den Erwartungen anderer nicht gerecht werden zu können und sind aus diesem Grund oft sehr passiv im Unterricht. Sie bleiben lieber stumm, wollen nicht auffallen, bleiben so hinter ihren Möglichkeiten zurück und werden oft verkannt.
Sensible und schüchterne Kinder haben feine Antennen für Kritik
Ein weiteres Problem ist, dass sie empfindlich für Kritik sind und sehr schnell an sich selbst zweifeln. Aber schauen wir doch mal genau in die Schule hinein, dann beginnt das Problem bereits mit den Bewertungen. Sobald die Kinder in die Schule kommen, werden sie bewertet und ernten im schlimmsten Fall fast täglich Kritik.
Vera Birkenbihl erklärte mit ihrem Lernberg, ab wann theroretisch Kritik, Bewertungen beim Lernen beginnen dürften:
Lerneinsteiger vertragen definitiv keine Kritik. Gerade in der Schuleingangsphase sind Spaß, Spiel, Spannung, und vor allem positive Bestärkung, notwendig. Die Fortgeschrittenen vertragen dann schon etwas Kritik, nur der Meister verträgt viel Kritik.
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft
In unserem Schulsystem werden die Kinder ab dem ersten Tag in der Schule an ihrer Leistung gemessen. Kinder mit Lernproblemen ernten oft Kritik und haben irgendwann mehr oder weniger Angst vor schlechten Zensuren, vor der Kritik des Lehrers, dafür im Unterricht vielleicht an die Tafel gehen zu müssen, vor der ganzen Klasse vorlesen zu müssen… . Das erzeugt Angst – die Angst vor Fehlern. Diese Angst erzeugt oft genug auch Bauchschmerzen, Kopfschmerzen … .
Wenn wir Angst haben, können wir nicht denken
Angst erzeugt Stress und beides gemeinsam blockiert den Bereich in unserem Gehirn, der für das Denken und Lernen verantwortlich ist. Tatsächlich erzeugt Angst immer einen Ausnahmezustand in uns – wir kennen das, wir schwitzen, sind nervös und wollen flüchten. So natürlich auch unsere Kinder. Nur mit dem Unterschied, dass sie noch nicht genau wissen, was mit ihnen geschieht und warum das so ist. Auf jeden Fall erschwert genau diese Angst den Kindern das Lernen, sie geraten schnell in einen Teufelskreis. Der wiederum führt dazu, dass die Kinder ihr Selbstvertrauen völlig verlieren können, sie sich deshalb auch nicht mehr anstrengen. Wer nicht an sich glaubt, gibt schnell auf.
Die Antennen der Kinder
Diese Kinder wissen genau, dass sie Probleme in der Schule haben, dass Lehrer hilflos sind oder verärgert oder denken, sie seien faul oder gar dumm. Und sie sehen auch in den Gesichtern der Eltern, dass diese sich Sorgen machen. Doch sie können die Sorgen nicht richtig interpretieren und denken schnell, dass die Eltern böse auf sie sind und vielleicht aufhören könnten sie zu lieben.
Deshalb sind die Gespräche und der Glaube an das Kind so wichtig
Wir Erwachsenen müssen also an unsere Kinder glauben, glauben, dass auch sie es schaffen und ihren Weg gehen werden. Es gibt heute viele Wege, um Schulabschlüsse zu machen oder nachzuholen.
Wichtig ist, den Druck herauszunehmen und den Stress zu lindern. Denn den haben die Kinder in der Schule schon ausreichend.
Stille Kinder haben es in der Schule besonders schwer
Stille und ängstliche Kinder haben es in der Schule oft besonders schwer, geraten oft in Schubladen, in die sie nicht hineingehören. In der Grundschule sind sie oft noch beliebt, da sehr still, sie fallen kaum auf. Es sei denn, sie versuchen ihre Probleme zu überspielen, indem sie zum Klassenkasper werden.
Aber in der weiterführenden Schule sind diese Schüler oft unbeliebt, weil sie missverstanden werden: Er meldet sich nie, also hat er nicht gelernt, ist faul oder dumm. Leider passiert es vielen sehr ruhigen Schülern, dass sie falsch eingeschätzt werden.
Hilfe leisten, so früh wie möglich!
Sobald Sie merken, dass Ihr Kind Probleme in der Schule hat, sollten Sie ihm jede Hilfe geben, die es braucht. Hat es Probleme mit Deutsch oder Mathe, dann suchen Sie bitte, wenn möglich, recht schnell eine gute Lerntherapie für Ihr Kind. So früh wie möglich, denn je mehr es verpasst, desto länger braucht es, um den Anschluss wiederzuerlangen. Und je früher dem Kind geholfen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Selbstbewusstsein schnell gestärkt wird.
Sabine Omarow
Praxis für Lernstörungen
Ich finde es super, dass sich jemand mit diesem Thema beschäftigt. Meine Tochter (11 J) war 3 Jahre alt, als sie das erste mal sagte, ich bin so schüchtern. Im Kindergarten wurde ich darauf angesprochen, dass die sich nicht mit anderen Kindern beschäftigt. Sie war einfach zu schüchtern, es brauchte fast ein Jahr, damit sie auftaute. Im Laufe der Schulzeit wurde das immer schlimmer. Im letzten Jahr hatte ich ihr einen Termin bei einer Psychiaterin besorgt. Diese allerding meinte, das wäre alles noch normal. Sie hatte sich dann auch für ein paar Monate etwas aus ihrem Schneckenhaus herausbegeben.
Gestern hatten wir wieder eine ganz tolle Episode nach der meine Tochter abends wieder in nur in meinem Bett schlafen wollte. Es gab die Deutscharbeiten zurück, die Lehrerin pickte sich gerade einen Satz aus der Arbeit meiner Tochter heraus und ließ die ganze Klasse ihn kritisieren.
Wo gibt es Informationen oder Hilfe? Gibt es eine Selbsthilfegruppe?
Liebe Frau Podewski,wenden Sie sich bitte am besten an Sabine Omarow, die Autorin des Artikels. Herzliche Grüße, Monika Richrath