Schon Virginia Woolf fand es wichtig, ein Zimmer für sich allein* zu haben. Ich finde, sie hat sooo recht!

Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft in diesem Jahr schon gefragt worden bin, ob ich mit meiner Partnerin nicht (mal) (endlich) zusammenziehen möchte? Nein, möchte ich nicht, auch wenn die meisten Menschen so leben. Das hat dazu geführt, dass ich mich ganz intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt habe.

Ein Zimmer für mich allein ist überlebenswichtig für mich

Es hat aber wirklich lange gedauert, bis ich herausgefunden habe warum. Ich bin ohne eigenes Zimmer in sehr beengten Verhältnissen aufgewachsen. Meinen ersten eigenen Rückzugsraum bekam ich, als ich in mein erstes eigenes Zimmer zog (9 m2 und ohne Dusche!)  Das war 1980.

Seitdem bin ich viel herumgezogen und habe mit verschiedenen Wohnformen experimentiert, u. a. eine 2-erWG und eine WG mit 6 anderen Personen (alleine beim Gedanken daran gerate ich schon in Stress). Ich habe auch einmal das Zusammenleben in einer Paarbeziehung ausprobiert, sechs Jahre lang. Das hat mich zu der Überzeugung gebracht, dass

das Paarleben in einer Wohnung einfach nichts ist für mich.

Ich gebe dann irgendetwas von mir auf, genau weiß ich nicht, was es ist, eine Unabhängigkeit oder Stärke und bin als sehr fürsorglicher Mensch dann mehr bei der anderen als bei mir. Zeit meines Lebens war es mir total schleierhaft, wie andere Menschen das machen, wie sie es aushalten können ohne eigenen Platz?

Mittlerweile bin ich aber noch zu ganz anderen Einsichten gekommen durch die intensive Auseinandersetzung mit den Themen

Hochsensibilität bzw. Hochsensitivität, belastenden Kindheitserfahrungen und Entwicklungstrauma.

So ein Zimmer allein hätte ich gerne als Kind gehabtEs hat lange gedauert, aber irgendwann konnte ich es akzeptieren: Es ist gar keine Frage des Willens oder der Verweigerung. Als hypersensitiver Mensch, der unter sehr belastenden Lebensumständen aufgewachsen ist, BRAUCHE ich meine eigene Wohnung, einen Schutz- und Rückzugsraum zum Kraft- und Energietanken. Ich brauche einen Raum für mich, in dem nur ich bin. Vielleicht haben Sie selbst schon einmal die Erfahrung gemacht, dass wenn man in einem völlig überreizten Zustand ist, einen schon die winzigsten Alltagsgeräusche eines anderen Menschen nerven können? Ganz zu schweigen von lautem Schnarchen Nacht für Nacht …

Bei sehr vielen Menschen, die etwas Ähnliches erlebt haben, kommt noch dazu, dass sie

negative Bindungserfahrungen gemacht

haben. Das bedeutet natürlich, dass das Zusammenleben mit einem anderen Menschen immer auch Retraumatisierungspotential bietet. Das geschieht ganz schnell und es muss keine Absicht dahinterstecken. Trigger werden sehr schnell ausgelöst. Sei es auch nur so etwas scheinbar Triviales, wer bestimmt, was im Fernsehen angesehen wird …

Am wichtigsten ist aber, dass dass das Zimmer für sich allein letzten Endes bedeutet, einen Raum zu haben, in dem ich einfach nur ich selbst sein darf. Mit allen Ecken und Kanten. Mal mehr, mal weniger hochsensitiv. Ich muss mich nicht rechtfertigen für dies oder das – oder erklären, warum dies oder jenes nicht geht oder warum mir etwas jetzt schon wieder zu viel ist. Ich bin. Und ich bin gut so.

Wie ist es mit Ihnen? Haben Sie einen Schutzraum? Darum geht es in meiner Umfrage dieser Woche. Ich freue mich über Ihre Kommentare.

 

Herzlichst, Ihre

Monika Richrath

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.
de_DEDeutsch