die familie des partners ist ein Minenfeld

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Trauma in Liebesbeziehungen – die andere Familie

von Monika Richrath

24. October 2021

Nachdem mir letzte Woche in Sachen Hochsensibilität und Trauma in Liebesbeziehungen so viel über meine Familie eingefallen ist, soll es in dieser Woche um die Familie meiner Ex-Partnerin X gehen.

Das war natürlich das gleiche in Grün. Aber grüner, tiefgrün könnte man sagen. In ihrer Familie sind alle auf die ein oder andere Weise schwer krank und zwar jedeR anders und mit eher ungewöhnlichen Krankheitsbildern. X brachte sich selbst übrigens mit Hochsensibilität in Verbindung, aber sie war sicherlich nicht die einzige in ihrer Familie …

Für mich ist eigentlich

jede „richtige“ Familie ein Trigger

und die meiner Partnerinnen ganz besonders. Denn leider ist es so, dass sich die Erfahrung, in meiner eigenen Familie zu verschwinden, in der Familie meiner Partnerinnen wiederholt … Diesmal geht das Verschwinden aber in einem zweistufigen Prozess vor sich.

Sobald wir in den Raum der Familie eintreten, hören wir auf, als Paar zu existieren. Warum das so ist, hat jeweils ganz unterschiedliche Gründe. Einer meiner Partnerinnen war z. B. nicht geoutet. Im Großen und Ganzen denke ich, dass sich dann natürlich auch die übliche Familiendynamik über meine jeweilige Partnerin stülpt und sie von ihr verschlungen wird.

Eigentlich ist das ja

sehr interessant, jemandem im Kreis seiner Familie

zu beobachten, man erfährt dabei unglaublich viel über diese Person, wenn man einfach nur zusieht, wie sie mit den Menschen agiert, mit denen sie groß geworden ist … Ich habe es aber leider nie geschafft, diese Dynamik einfach nur mit Interesse zu beobachten, weil mich das natürlich ohne Ende getriggert hat, dass ich in einen fremden Familienraum gestellt und dort verlassen werde.

Ich habe es mir schon früh angewöhnt, möglichst auf Abstand zu bleiben zu den Familien meiner Partnerinnen. Bei X war es aber so, dass sie außer ihrer Familie keine wirklichen sozialen Kontakte hatte. Und da wir immer mit uns allein waren und wegen Corona andere Aktivitäten für mich wegfielen, blieben also nur noch die gelegentlichen Treffen mit ihrer Familie übrig. Wo ich mich im Großen und Ganzen recht gut schlug, finde ich.

Wie ich letzte Woche schon geschrieben habe, ist

jede größere Gruppe eine Neuauflage meiner Familie

für mich. Das heißt, dass ich auch in der Familie von X in einer Gruppe war, die mich zwar freundlich behandelte, sich aber herzlich wenig für mich interessierte. Statt wie früher darüber zu schmollen und grollen habe ich versucht, nichts zu erwarten, mich aufs Essen konzentriert oder aufs Trinken. Tatsächlich habe ich mich mit einer ihrer Schwestern und ihrer Partnerin sogar ein wenig angefreundet. Das waren meine einzigen sozialen Kontakte in diesem Zusammenhang. (Wir haben tatsächlich sogar noch Kontakt, wenn auch lose.)

Trotzdem endete fast

jedes Familientreffen in einer Form von Katastrophe.

Weil X selbst von ihrer Familie hochgradig getriggert wurde. Und von mir erwartete, dass ich ihr Rückendeckung gebe, sie unterstütze, bei ihr bin. Das hat natürlich nicht funktioniert.

Ganz nüchtern betrachtet ist es so: wir kommen gemeinsam an. Es dauert jedoch nur einen Bruchteil einer Sekunde, da ist sie verschwunden in ihrer Familiendynamik und ich bin allein. Dieses Alleingelassenwerden ist jedes Mal ein Schock. Heute weiß ich, dass sich dann ein bestimmter Zustand über mich legt, eine Art von Verwirrung. Ich befinde mich in irgendeiner Form von traumatischem Zustand, in dem ich mir kaum selbst helfen kann, geschweige denn jemand anderem.

Vor kurzem habe ich das Alleingelassenwerden mit meiner Klopfcoach beklopft und weiß jetzt, dass es eine sehr, sehr alte Sache ist, die mir in meinen ersten Lebensmonaten zugestoßen ist.

Das ist Trauma pur.

Allerdings habe ich in dem Zustand „allein in einer fremden Familie“ schon ganz viel gelernt.  Ich habe nämlich im Laufe meines Lebens gelernt, dann wenigstens für mich zu sorgen. Früher gab es nicht mal das. Da konnte ich nur stumm herumsitzen und alles über mich ergehen lassen.

Ich habe mich in dissoziative Zustände geflüchtet,

damit ich es besser aushalten kann.

Heute bleibe ich präsent. Und ich kenne meine Möglichkeiten. Natürlich hat X mir öfter vorgeworfen, dass ich ihr in der einen oder anderen Familiensituation nicht zu Hilfe gekommen bin.

Später ist mir eingefallen, dass ich auch mit anderen Partnerinnen in ähnliche Situationen geraten bin (die allerdings nichts mit Familie zu tun hatten). Es ging um andere Gelegenheiten, wo wir beide angetriggert wurden (ich glaube, einmal waren es pöbelnde Menschen in der U-Bahn), wo ich mich nicht mütterlich, beschützend verhalten habe.  Verhalten konnte, weiß ich heute. Wenn man selbst in existentieller Not ist, geht das einfach nicht. Da ist es wieder,

das Sicherheitsthema.

Das ist übrigens eines meiner größten Learnings aus der Beziehung mit X: wie unglaublich schnell man

im Alltag absolut existentielle Bereiche berührt.

Wo dann alles in Sekundenbruchteilen aus den Fugen gerät oder zu geraten scheint. Wo einem Wissen und Willen einfach nicht mehr weiterhelfen können.

In manchen Dingen hat sich der damit verbundene Stress aber reduziert und in mir hat sich Gelassenheit ausgebreitet. Zum Beispiel haben mich die Vorwürfe früherer Partnerinnen, sie im Stich gelassen zu haben unglaublich getroffen. Ich habe es als eigenes Versagen begriffen. Bei X habe ich mir das in keiner Weise zu Herzen genommen. Es war mir klar, dass diese Forderung unmöglich zu erfüllen ist. Und natürlich hat es mir auch geholfen, dass ich eine Traumatherapie begonnen hatte, und damit irgendwie auch immer früher oder später die Dinge aus der Metaperspektive betrachten konnte.

Was ich dann gesehen habe, war: Jedes Mal, wenn wir ihre Familie trafen, hatte ich plötzlich keine Partnerin mehr. Unsere innige Verbindung verpuffte, einfach so. Für mich war das existentiell bedrohlich. Und erst jetzt, während ich dies schreibe, wird mir klar, dass

diese Forderung einfach paradox ist:

erst löst sich die Paarbeziehung auf, dann soll ich mich aber verhalten wie in einer Paarbeziehung. Das geht natürlich nicht. Ich habe es in diesen Situationen nur mit Mühe geschafft, den Kopf oben zu halten. Und da taucht noch eine andere Frage auf (mit denen jede Beziehung sich wohl auseinandersetzen muss): wessen Bedürfnisse sind wichtiger?

Das ist natürlich nur eine Scheinfrage. In einer Beziehung sollte es nie darum gehen, wessen Bedürfnisse wichtiger sind, sondern eher darum:

Wie können wir gut miteinander umgehen,

ohne dass unsere Bedürfnisse dabei auf der Strecke bleiben?

Ich bin es übrigens schon so gewöhnt, dass ich im familiären Kontext plötzlich keine Partnerin mehr habe, dass es mir noch nie eingefallen ist, darüber wütend zu sein. Aber ehrlich gesagt, wäre das eine Erfahrung, die ich gerne einmal machen würde: Mit jemandem zusammen zu sein, mit der ich auch noch im Beisein ihrer Familie Teil eines Paares bin. Für mich fühlt sich das an wie etwas Revolutionäres, weil es so vollkommen außerhalb meines Erfahrungsraumes liegt …

Wie geht es dir, in/mit der Familie deines/deiner Partner*in? Kennst du diese spezielle Form von Verlassenwerden? Mit welchen Herausforderungen hast du in diesem Zusammenhang zu kämpfen? Wie immer freue ich mich über deine Kommentare.

From my heart,

deine

Monika Richrath

Foto von Askar Abayev of Pexels

 

 

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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