Als hochsensibler Mensch muss man sich häufig mit der physischen Beschaffenheit der Welt auseinandersetzen. Dies ist nicht immer leicht. Die eigene Empfindsamkeit reibt (im wahrsten Sinne des Wortes) und stört sich an den vorgefundenen Bedingungen. Für mich ist z. B. Bekleidung ein immerwährender Stressfaktor, schon von Kindheit an.

Ich bin ja ein Kind der 60er Jahre und damals war es noch gang und gäbe, seine Kinder zu bestricken, was meine Mutter auch ausgiebig tat. So besaßen ich und meine beiden älteren Schwestern ein identisches Kleid, sowie identische Garnituren für den Winter bestehend aus Hose, Pullover, Mütze und Handschuhen. Alles super süß anzusehen (meine Mutter wurde auf der Straße sogar darauf angesprochen), aber wenn ich mir alte Fotos anschaue, dann befällt mich vor allem eins: ein gänsehautverursachendes physisches Unbehagen,

denn dieses Kleid war vor allem eins: kratzig

und ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte. Es war eine Quelle für immerwährendes Leid. Wolle ging einfach überhaupt nicht. Zwar kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ihr das vermittelt zu haben (ich hatte nicht das Gefühl, auf meine Kleidung Einfluss nehmen zu können), aber irgendwie muss es doch bei meiner Mutter angekommen sein, denn als sie für uns alle ein Twinset strickte, als wir etwas älter waren, bekam ich eins aus Mohairwolle. Das war zwar besser, weil die Wolle nun nicht mehr so fest auf der Haut auflag, aber kratzig war es immer noch …Und ich hatte dazu noch ein schlechtes Gewissen und fühlte mich schuldig. Da hatte meine Mutter sich so viel Mühe gegeben und es war trotzdem nicht gut.

Als ich später anfing, mich mit meinem inneren Kind zu verbinden, war das allererste, was ich tat, meinem

inneren Kind (das immer dieses kratzige süße Kleid trug)

andere Dinge anzuziehen: eine Jeans Latzhose, ein Langarm-T-Shirt aus besonders weichem Jersey und eine Baseballkappe. Und irgendwie hat das im Nachhinein meinen Rückblick auf meine Kindheit verändert …

Es hat unglaublich lange gedauert, bis ich mich mit Wolle an sich versöhnen konnte. Zum Glück, ich stricke nämlich super gerne. Merinowolle geht ganz gut, die kratzt auch nicht mehr über einer Bluse. Acryl Pullover sind leider wegen der elektrischen Ladung auch keine Alternative.

Ein weiteres stetiges Ärgernis sind Etiketten in Kleidungsstücken. Häufig sind diese

aus hartem, kratzigen Material

gemacht. Noch schlimmer: die Etiketten sind weich, aber mit einem sehr harten, kratzigen Garn angenäht. Das kratzige Garn ist für mich ein riesiges Ärgernis, denn häufig sind die Hosennähte damit genäht, an ganz empfindlichen Stellen, z. B. an der Innenseite der Oberschenkel, wo es den lieben langen Tag über die Haut streicht, was weh tut.

Damit ich die Hosen nicht weggeben muss, bin ich dazu übergegangen, in diesen Fällen weiche Stoffstreifen aus Baumwoll-T-Shirts über die betroffenen Stellen zu nähen, damit ich meine Ruhe habe. Manchmal bin ich aber auch zu faul oder habe einfach keine Lust zum Nähen. Das rächt sich manchmal, was

z. B. ein Ekzem auslösen kann,

wenn die Haut sowieso schon sehr beansprucht ist. Kürzlich ist mir das mal wieder passiert und ich habe mich über mich selbst geärgert. Owbwohl ich weiß, dass ich hochsensibel bin, habe ich das nicht ernst genug genommen.  Ich habe mir nicht die Zeit genommen, meinen besonderen Bedürfnissen durch oder mit der Hochsensbilität gerecht zu werden …

Ärgern Sie sich auch über kratzige Etiketten oder Kleidung? Was haben Sie für Strategien?

Herzlichst, Ihre
Monika Richrath

 

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.
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