Seit ich begonnen habe, mit hochsensiblen Menschen zu arbeiten, habe ich den Eindruck gewonnen, dass empfindsame Menschen überproportional häufig als Single leben. Ist man besser dran, wenn man allein bleibt?

 

Die Frage ist nur: warum? Liegt es daran, dass sie keine geeigneten PartnerInnen finden (niemanden, den sie lieben können), sie sich nicht trauen, sich zu offenbaren, weil sie Ablehnung fürchten, daran, dass sie

Angst vor Nähe und Intimität haben,

sich nicht abgrenzen können, sie die Intensität ihrer Gefühle nicht gut aushalten (Stress pur) oder weil sie nicht loslassen können? Bestimmt gibt es noch andere Gründe, die mir jetzt gerade nicht einfallen.

„Wo viel Glück ist, ist auch viel Leid.“ Dieses Zitat wird dem Künstler und Erfinder Leonardo da Vinci zugeschrieben. Er hatte es offensichtlich selbst recht schwer mit der Liebe. Dieser Spruch erschien mir zuerst ganz passend zum Thema, haben HSP doch auch eine ganz besondere Fähigkeit zum Leiden (möglicherweise auch zum Schwelgen in dem Leid?) – eben durch das Nicht-loslassen-können und zum endlosen Widerkäuen von Gedanken, Erlebnissen, Glaubenssätzen. Dann bin ich aber über das Wort „Glück“ gestolpert und spontan kam mir in den Sinn, dass ich das Wort „Liebe“ sehr lange sicherlich nicht mit dem Wort „Glück“ verbunden habe, denn „Liebe“ bedeutete vor allen Dingen: Schwierigkeiten.

Allem voran die Schwierigkeit, nicht verbunden zu sein.

Mit niemandem eigentlich. Als Teenager war ich gelegentlich mit jemandem zusammen, aber immer nur kurz. Ich war mir immer der Tatsache bewusst, dass ich dem anderen nicht wirklich wichtig war – so wenig wie er mir. Meist glitten wir wieder wortlos auseinander ohne großen Abschiedsschmerz. Ohnehin hatte ich als junge Erwachsene eine fast panische Furcht vor Nähe und Intimität. Diese stand in krassem Gegensatz zu meiner Neugier und Experimentierfreude. Zum Glück hat sich die Furcht irgendwann verabschiedet.

Schwierig blieb die Liebe dennoch, auch als ich mich Frauen anstelle von Männern zuwandte. Ich kann zurückblicken auf

eine zehnjährige Lebenszeit als Single

(Online-Dating entpuppte sich dabei als völlige Katastrophe, aber das ist vielleicht mal einen eigenen Blog-Artikel wert.) Der Großteil meines Liebeslebens wurde jedenfalls bestimmt durch Beziehungen, die entweder vollkommen einseitig blieben, in denen andere Menschen wichtiger waren als ich, oder jemand sich nicht wirklich für mich entscheiden konnte etc.

Einmal blieb ich

fünf Jahre lang gefangen in einer sehr unglückseligen Liebeskonstellation

zu einer Frau, die mich auch liebte, aber nicht wagte, ihre alte Beziehung aufzulösen und sich für mich zu entscheiden. Dass ich so lange ausharrte lag daran, dass ich ihre Liebe zu mir so deutlich SPÜREN konnte – auch wenn sie (meist vergeblich) versuchte mich auf Abstand zu halten. Ich musste, um aus dieser Geschichte auszusteigen, einen regelrechten Kampf mit mir ausfechten. Heute denke ich mir, wenn ich damals schon gewusst hätte, dass ich hochsensibel bin, hätte ich das anders gehandhabt. Ich hätte gewusst, das es nicht ausreicht, die Liebe einer anderen Person nur in mir zu spüren, sondern dass ich sie auch erleben und erfahren muss.

Ich habe aber auch ein paar schöne Erfahrungen gemacht mit Beziehungen.

Nachdem ich herausgefunden habe, dass meine Schwierigkeiten mit der Liebe eng verbunden sind mit der fehlenden Fähigkeit mich zu verbinden, habe ich mich kontinuierlich darum bemüht, diese zu verbessern. Nicht zuletzt hat mir das Klopfen mit der Klopfakupressur sehr dabei geholfen.

Ich habe nun doch einen Platz in einer Beziehung gefunden, wo ich das Gefühl habe: Hier gehöre ich hin. Vermutlich ist es nicht erstaunlich, dass ich diese Person schon seit dreizehn Jahren liebe. Früher fand ich, dass Singles es viel schwerer haben als Menschen, die in einer Paarbeziehung leben. Heute denke ich: die wahre Herausforderung liegt darin, als Paar verbunden zu sein und eine lebendige Beziehung zu bewahren, in der persönliches und gemeinsames Wachstum möglich sind.

Eigentlich muss es doch nicht sein, dass Hochsensibilität sich nicht mit einer Partnerschaft vereinbaren lässt? Im Grunde genommen ist es nicht wirklich einzusehen, warum man allein bleiben sollte.

Viele hochsensible Eigenschaften wirken sich doch in einer Partnerschaft sehr positiv aus: häufig können wir gut zuhören, uns gut in den/die andereN hineinversetzen, wir sind engagiert und liebevoll.

 

Sicher war es nicht das letzte mal, wo es in diesem Blog um Liebe geht. Ich freue mich, wenn Sie uns erzählen, wie Liebe für Sie ist.

Herzliche Grüße,

Ihre Monika Richrath

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.
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