Die ganze Woche habe ich schon überlegt, worüber ich in meinem letzten (vorletzten?) Artikel des Jahres 2021 schreiben soll? Erst wollte ich einen Jahresrückblick in Switchwords machen, aber da dies bedeutet hätte, dass ich in meinen Tagebüchern von diesem Jahr hätte schmökern und mich intensiv mit dem Thema
Trauma in Liebesbeziehungen
hätte verbinden müssen, habe ich schnell wieder Abstand genommen. Allein als Akt der Selbstfürsorge. Im Augenblick ist das zu viel Stress für mich. Natürlich möchte ich meine Serie fortsetzen, aber erst in 2022.
Heute morgen bin ich ganz früh aus dem Haus gegangen, um Besorgungen zu machen. Dabei kam ich an einem Platz vorbei, an dem Weihnachtsbäume verkauft werden. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was da los ist. Und ich habe richtig einen kleinen Schreck bekommen, als mir klar wurde: Es ist Weihnachten. Da werden Bäume für das Weihnachtsfest verkauft.
Seit ich vor einigen Jahren begonnen habe, die Rauhnächte zu begehen, (mittlerweile in Form einer gemeinsamen Klopfreise) ist mir Weihnachten als Fest zunehmend fremd geworden. (Das hat natürlich auch noch andere Gründe.) So fremd wie in diesem Jahr aber noch nie. Während ich an den Weihnachtsbäumen vorbei lief, ist mir in den Sinn gekommen, dass ich mich im Moment wirklich
wie eine Außerirdische fühle.
In gewisser Weise so wie damals, als ich begann, mich mit dem Thema Hochsensibilität überhaupt zu beschäftigen. Damals hatte ich das Gefühl, nicht zu der Gesellschaft dazu zu gehören. Heute weiß ich, dass dieses Gefühl in Zusammenhang steht mit belastenden Erfahrungen, die ich in der Kindheit gemacht habe. Ein grundsätzliches Isolationsgefühl, entstanden durch Entwicklungstrauma und vermeidende Bindung. Dieses Gefühl habe ich damals durch KLOPFEN mit der EFT-Klopftechnik (oder Klopfakupressur) erfolgreich abgelegt.
Dass ich dieses Gefühl jetzt wieder habe, ist natürlich der Pandemie geschuldet.
Ich will mich gar nicht beschweren. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, gar nichts über C* zu schreiben (Mittlerweile fürchte ich Corona-Diskussionen wie die Pest. Meine Erfahrung ist, dass diese Diskussionen alles zerstören, was vorher an Verbindung vorhanden gewesen sein mag. Einfach weil
dieses Thema unsere tiefsten Ängste, Traumata usw. triggert …),
aber aktuell beschäftigt mich dieses außerirdische Gefühl unglaublich.
Ich lebe jetzt seit zwei Jahren wie in einem Lockdown. Selbst als ich die Beziehung noch hatte, war es nicht anders. Es ging nur von einer kleinen Stadt in eine noch kleinere Stadt, die Züge waren leer. Und selbst am Wohnort meiner Partnerin war es wie im Lockdown: nur zum Einkaufen, spazierengehen in der Natur oder zuhause bleiben. Ab und zu ein Treffen mit ihrer Familie.
Seit einem halben Jahr bin ich jetzt praktisch nur noch bei mir Zuhause. Mich stört das gar nicht so sehr, ehrlich gesagt. Meine Wohnung ist schon so etwas wie eine Art Raumschiff für mich, der beste Platz der Welt, an dem ich sein könnte. Und
darüber hinaus bin ich wirklich sehr, sehr gerne allein.
Von daher hat sich für mich im Vergleich zu vor der Pandemie nicht so sehr viel geändert.
Es gibt natürlich ein paar Dinge, die mir unglaublich fehlen. Ausgehen, Tanzen, Museen, Kunst usw. Aber in den vergangenen Monaten habe ich entdeckt, dass es Dinge gibt, die meine diesbezüglichen Bedürfnisse auf eine andere Art und Weise befriedigen. So habe ich herausgefunden, dass das Ansehen einer DVD über Kunst mir fast das gleiche Gefühl gibt wie ein Museumsbesuch selbst …
An meinem Geburtstag habe ich mit drei anderen Freundinnen zusammen in meiner Wohnung eine Tanzparty veranstaltet. Das war unglaublich schön. Sicher, nicht so wie in einer Menschenmenge, aber doch fast …
Du hast es dir sicher schon gedacht: Ich bin nicht geimpft. Ich habe dafür sehr gute Gründe – die ich hier gar nicht erörtern möchte. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis in meiner Stadt bin ich die einzige, die nicht geimpft ist.
So eine Art Kuriosum.
Das macht mir nichts aus. Ich diskutiere das nicht. Mit niemandem.
Aber manche Dinge entwickeln sich im Stillen um dann irgendwann in mir zu explodieren.
Als ich die Fernbeziehung noch hatte und auf meinen Zug wartete und dann eine Durchsage kam zur Maskenpflicht, habe ich oft schaudernd gedacht, dass es ist irgendwie wie in 1984 von George Orwell (Vielleicht kennst du bessere Beispiele, ich bin kein Science-Fiction Fan.)
Später, als ich dann nicht mehr in bestimmte Geschäfte gehen durfte, habe ich gedacht: So fühlt sich also Apartheid an …
Nun, richtig groß einkaufen tue ich schon lange nicht mehr. Ich bin zuhause, kaufe im Supermarkt ein, benutze keine öffentlichen Verkehrsmittel, habe ein minimalistisches Sozialleben und bin fast immer zuhause, arbeite ausschließlich online.
Fast wie im Lockdown also. Weil ich das so will.
Und es geht mir nicht schlecht damit.
Die Diskussionen über die Impfpflicht haben (natürlich) auch bei mir viel in Gang gesetzt. Letztens bin ich morgens aufgestanden und mir kamen so Gedanken in den Kopf. Das ist eher ungewöhnlich. Eigentlich stehe ich morgens auf und freue mich auf den Tag, der vor mir liegt. An diesem Tag habe ich aber gedacht:
So war es also mit den Juden.
So schnell ist Schluss mit der Demokratie.
Da werden einfach die Gesetze geändert und dein Recht auf körperliche Unversehrtheit ist futsch.
Einfach so.
Und plötzlich gehörst du nicht mehr dazu, bist sogar eine Art feindliches Element.
Und das Schlimmste ist, es ist Alltag, alle finden das ganz normal …
Mir wurde ganz komisch bei diesen Gedanken. Ich habe sie mir eigentlich sofort verboten. Aber trotzdem treiben sie natürlich ihr Unwesen in meinem Unterbewusstsein. (Aber natürlich bezieht sich die Parallele, die mir hier in den Sinn kam, ausschließlich auf die schrittweise Ausgrenzung aus der Gesellschaft.)
Eingangs habe ich ja geschrieben, ich fühle mich wieder wie eine Außerirdische.
Sowas von. Aber etwas ist doch ganz anders als am Anfang, als ich begann,
mich mit Hochsensibilität und ihren Auswirkungen
zu beschäftigen.
Aber trotzdem: Selbst, wenn ich aktuell wieder das Gefühl habe, nicht zur Gesellschaft zu gehören, ist etwas vollkommen anders: ich bin nicht mehr allein,
ich bin verbunden.
Mehr als je zuvor in meinem Leben sogar. Sehr viele Menschen sind weiter weg gerückt, was ich teilweise sogar begrüße. Andere sind aber näher gekommen. Manche treffe ich nie physisch, sondern nur online. Einige sind geimpft, andere nicht, von manchen weiß ich es gar nicht. Das ist nicht die Grundlage unserer Verbindung. Die Grundlage ist, dass wir uns mögen, schätzen und Freude an der Gesellschaft der anderen haben.
Wir sind gerne zusammen.
Ich denke, dieser Aspekt kommt sogar in meinen Intensivkurs-Gruppen zum Tragen, selbst, wenn die Grundlage für solche Treffen durch Bezahlung geschaffen wurde. Mit mir macht das jedenfalls ziemlich viel. Ich freue mich immer sehr auf meine Gruppentreffen. Umgekehrt scheint es für die Teilnehmerinnen auch so zu sein – nur selten fehlt jemand.
Wenn mich die Pandemie eines gelehrt hat, dann
den Wert von Gemeinschaft.
Der nun, nach 2 Jahren quasi-Lockdown, eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen hat. Ich mag eine Außerirdische sein, aber ich bin doch Teil einer Gemeinschaft anderer Außerirdischer und Halblingen und anderen Spezies …
Für alle, die Teil meiner Gemeinschaft sind oder sein wollen: Komm gerne in Online Community Switchwords als Weg. Dort tauschen wir uns über unsere Erfahrungen mit dem Switchword des Tages aus.
Ich wünsche dir erst einmal einen lichtvollen Advent.
Und bevor ich mich von meinen Ängsten überwältigen lasse, drücke ich schnell den „Veröffentlichen“ Button 😉
Von Herzen,
Nachtrag
Das hier ist mein Raum. Ich verdiene es, mit Respekt behandelt zu werden. Aggro-Kommentare landen kommentarlos da, wo sie hingehören: im Spam-Ordner.
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