Was ist ein Gottes Geschenk?

Was ist ein Gottes Geschenk?

Als ich das erste Mal in meinem Leben den Gedanken gehört oder gelesen habe, dass jedwede Erfahrung ein Geschenk sei, war ich hellauf empört. Das ist einige Zeit her, ich hatte vorher noch nie von Hochsensibilität, Bindungs- oder Entwicklungstrauma gehört. Alles, was ich damals sehen konnte, war, dass von mir gefordert wurde, einen Schritt zurückzutreten, aus dem Leiden heraus. Und mir schien damals auch, dass dabei schon anklang, dass mein Leiden ganz umsonst sei.

Und ich habe doch so gelitten!

Ich litt vor allem unter Verbindungslosigkeit.

(Über Einsamkeit habe ich schon hier geschrieben). Ich hatte keine Verbindung zu anderen Menschen und keine Verbindung zu mir selbst. Ich hatte auch keine Verbindung zu Dingen wie Selbstermächtigung. Und ich wusste natürlich vor allem nicht, dass dies alles typische Auswirkungen von Bindungs- und Entwicklungstrauma sind.

Mit Geschenken habe ich schon immer ein Problem gehabt.

Auf der einen Seite hat meine Mutter mir öfter mal Dinge geschenkt, die sie selbst haben wollte und nicht von mir gewünscht waren, auf der anderen Seite habe ich vielfach die Erfahrung gemacht, dass mit den Geschenken auch Formen emotionaler Erpressung verbunden waren.

Wie du vielleicht schon weißt, habe ich den Weg aus meiner Lebensmisere hinaus mit dem Klopfen gefunden. Wie ein Schmetterling bin ich aus dem von Einsamkeit, Unglück, und Depression gewobenen Kokon geschlüpft, mit meinem wahren Selbst, das unverbesserlich optimistisch und freudvoll ist.

Und mit diesem Optimismus

bekam ich gleichzeitig ein anderes Geschenk,

die wahnsinnig wertvolle Fähigkeit, in allem das Gute zu sehen und einen Sinn zu finden. Neulich habe ich den Ausdruck Arsch-Geschenk gehört oder gelesen. Das hat mir durchaus gefallen.

Aber Gottesgeschenk finde ich noch besser.

Man denkt, man befindet sich in einer Art Katastrophe, aber in Wahrheit hat man ein unglaubliches Entwicklungsgeschenk bekommen. So ist es mir letzten Endes mit meiner letzten Beziehung gegangen.

Vor der Beziehung ging es mir gut. Richtig gut. Ich fand mein Leben schön und erfüllt. Aber dann ist diese Frau in mein Leben geplatzt. Und obwohl ich so eine Angst hatte, mich einzulassen, wusste ich auch:

ich muss das machen.

Das war die einzige Gewissheit, die ich hatte, das einzige, woran ich mich festhalten konnte.

Denn innerhalb ganz kurzer Zeit ging es mir plötzlich total schlecht. Meine Sicherheit und relative Souveränität war flöten gegangen. Aber obwohl es mir so schlecht ging, habe ich nicht aufgegeben. (Ehrlich gesagt, war ich viel zu gestresst, um zu merken, wie schlecht es mir wirklich ging).  Ich hatte die Vorstellung,

die Beziehung könne heilsam für mich sein.

(Das war sie auch, aber anders als gedacht!)

Natürlich gab es Liebe, ganz viel Liebe sogar, aber wenn ich heute auf die eineinhalb Jahre zurückblicke, kann ich es nicht mehr anders sehen als einen Alptraum – zwar mit viel Liebe – aber dennoch ein Alptraum.

Einer der sehr schwierigen und strittigen Punkte in der Partnerschaft war meine Arbeit, der meine Partnerin skeptisch bis ablehnend gegenüberstand. Das Klopfen fand sie dubios und sie war der Meinung, dass es mir aufgrund meiner eigenen Traumatisierung nicht zustünde, mit traumatisierten Menschen zu arbeiten. Vor lauter Stress ist es mir aber nie in den Sinn gekommen, dass dies für sie auch hätte gelten müssen …

Es war mir schon relativ früh nach der Aufnahme meiner Arbeit als EFT-Coach klar geworden, dass die Menschen, die zu mir fanden,

nicht nur Hochsensibilität, sondern auch Trauma im Gepäck hatten.

Ich habe diese Herausforderung gemeistert, indem ich nicht mit dem Trauma selbst gearbeitet habe, sondern nur drumherum. Das hat gut funktioniert.

Nun war es ja auch so, dass ich zwar immer gewusst habe, dass ich selbst noch allerhand Leichen im Keller habe, mich jedoch davor drückte, mich damit zu beschäftigen. Im Verlauf meiner Beziehung wurden

Mein Geschenk war eine hochtraumatische Beziehungmeine Traumatisierungen ans Tageslicht gezerrt,

worauf ich überhaupt nicht vorbereitet war. Gefühle, die ich nicht kannte. Ich mich selbst erleben musste auf eine Art und Weise, die ich nicht kannte. Und auch nicht wollte.

Es war, als hätte ich eine Art Raum betreten, in dem ich eineinhalb Jahre lang durcheinander gewirbelt, geklopft, geknetet und gepufft wurde. Am Ende wurde ich einfach wieder klein zusammengefaltet ausgespuckt. Total verstört und mitgenommen. Nichts war mehr, wie es war. Auch mein Business hatte gelitten. Und ich selbst hatte mich bei dem Versuch, immer neue Wege zu finden, wie wir die Beziehung doch fortsetzen können, finanziell ziemlich ruiniert.

Dann kam die innere Aufforderung, darüber zu schreiben. Erst habe ich mich nicht getraut. Ich dachte, ich kann das meiner Ex nicht antun, sie würde sterben, wenn sie das liest. Aber da sie sich schon nicht zu Beziehungszeiten für meinen Blog interessiert hat, habe ich mich schließlich über meine Bedenken hinweggesetzt und die Artikelserie Trauma in Liebesbeziehungen begonnen (Die übrigens demnächst weitergeht).  Dadurch hat sich mein ganzes Leben vollkommen verändert.

Heute, ein Jahr nach der Trennung kann ich sehen,

welch unglaubliches Geschenk ich mit diesem Alptraum bekommen habe.

Ich habe einen richtigen Entwicklungssprung gemacht. Dadurch, dass ich ganz

wesentliche Auswirkungen von Bindungs- und Entwicklungstrauma

am eigenen Leib erfahren habe, habe ich erst verstanden, was Entwicklungstrauma wirklich ist.

So bin ich in gewisser Weise zu einer Art Traumaforscherin geworden, mit mir selbst als Studienobjekt. Die Ergebnisse kannst du auf diesem Blog lesen.

Auch der Fokus meiner Arbeit hat sich vollkommen verlagert. Weil mich ja offenbar vor allem Menschen finden,

bei denen Hochsensibilität und Entwicklungstrauma zusammenkommen,

habe ich auch die Art meines Klopfens verändert und den Conscious-EFT Ansatz der kanadischen EFT-Masterin Nancy Forrester übernommen. D. h. der Fokus liegt jetzt vor allem Dingen auf der Sicherheit. Ich habe es Achtsames EFT Klopfen genannt.

Mein Fokus liegt jetzt darauf, anderen Menschen mit ähnlichen Lebens- und Lernerfahrungen zu einem anderen Lebensgefühl zu verhelfen, ohne beim Klopfen überhaupt nur in die Nähe von Trauma zu kommen. Wie wichtig das ist, und wie man das erreichen kann, weiß ich überhaupt nur durch dieses Beziehungsgeschenk …

Und darum habe ich den Intensivkurs entwickelt. Da geht es nämlich genau darum: Lernerfahrungen aus Trauma aufzulösen, ohne sich mit dem Trauma selbst zu beschäftigen. Ein bisschen Leerklopfen dann und wann reicht natürlich nicht für ein anderes Lebensgefühl. Darum geht der Intensivkurs auch über ein Jahr, indem ich dich unterstütze und motiviere, dabei zu bleiben. Denn dann kannst du wirklich was erreichen. Der Intensivkurs öffnet bald wieder vom 21. bis 27. April 2023 für max 10 Teilnehmer:innen.

Am 17./20./21. April (also kurz vorher) gebe ich wieder einen kostenlosen online Workshop, in dem du die Gelegenheit hast, schon mal ein bisschen Intensivkursfeeling zu schnuppern. Dabei stelle ich dir 3 Wege achtsamen Klopfens vor. Warum das so schwer ist und was die belastenden Lebenserfahrungen damit zu tun haben und ich gebe auch wieder eine Klopfsession. Melde dich gerne hier an.

Übrigens glaube ich, dass die vergangenen Jahre für uns alle eine Art Gottes Geschenk waren. Ich weiß jedenfalls, dass ich nicht mehr so weitermachen will wie bisher. Und du? Kannst du/willst du so weitermachen wie bisher?

Von Herzen,

 

 

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Bild von photosforyou auf Pixabay 

 

 

 

Entwicklungstrauma in Organisationen

Entwicklungstrauma in Organisationen

Roger Müller habe ich ganz unvermutet bei linkedin getroffen, als ich nach Menschen suchte, die sich mit dem Thema Entwicklungstrauma beschäftigen. Das Stichwort dazu war:

Entwicklungstrauma in Organisationen.

Ich fand das sofort unglaublich spannend und ich freue mich riesig, dass Roger Lust auf ein Gespräch mit mir hatte.

Roger, wie bist du dazu gekommen, dich mit diesem Thema auseinander zu setzen?

Das war ein Weg mit langem Anlauf. Letztlich hat das Thema viel mit mir selbst zu tun, es ist also nicht nur berufliches Interesse, sondern auch privates.

In meinem beruflichen Lebensweg bin ich immer wieder an gewisse Grenzen gestoßen.

Mit der Zeit konnte ich gewisse Muster erkennen. Besonders intensiv war mein Zeit als Führungskraft eines Entwicklungsteams. Da ich mich seit Jahren sehr intensiv mit Organisationen, der Kommunikation und den zugrundeliegenden Dynamiken beschäftige, hat sich bei mir die Vermutung herausgebildet, dass ich an all dem meinen Anteil habe und eben nicht nur für die positiven Aspekte verantwortlich bin.

Mit dem Entschluss meiner Selbstständigkeit war mir klar, dass ich mit den zugrundeliegenden Themen stark in Berührung kommen werde, denn nun hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, andere für irgendwelche Probleme verantwortlich zu machen.

Auf der Suche nach jemanden, “die/der mich so richtig auseinandernimmt” bin ich dann schließlich auf eine Coach gestoßen, die mich

mit dem Thema Entwicklungs-/Beziehungstrauma in

Verbindung gebracht hat. Wenn die/der Schüler:in bereit ist, kommt die/der Lehrer:in. Diese Weisheit begleitet mich schon seit vielen Jahren.

Das ist eine sehr schöne Weisheit! Roger, wie definierst du Entwicklungstrauma für dich?

Allgemein entstehen aus meiner Sicht Traumata,

wenn grundsätzliche und existenzielle Bedürfnisse von uns

nicht erfüllt werden (können) und wir dadurch solche schmerzlichen Erfahrungen machen, die wir mit unseren vorhandenen Mitteln und Strategien nicht bewältigen können.

Der Augenöffner für mich bestand darin zu erkennen, dass dies nicht erst bei “klassischen” Gewalterfahrungen der Fall ist. Elementare Bedürfnisse bei Kindern sind neben physischer Sicherheit und einer allgemeinen Grundversorgung eben auch (körperliche) Nähe, und das Gegenstück, die Autonomie. Kinder sind also von Beginn an Menschen mit einer eigenen Würde und somit wertvoll, unabhängig davon, ob sie etwas leisten. Leider erfüllen Kinder aber viel zu oft einen – unbewussten – Zweck, was Eltern häufig schwerer macht, den Menschen in den Kindern zu sehen, der sie wirklich sind.

Hinzu kommt, dass Kinder erstmal über

keine oder wenig Möglichkeiten der (Selbst-)Regulation verfügen

und auch diese Kompetenz erst mit Hilfe von außen erlernen müssen.

Gibt es in den genannten Bereichen grundsätzliche und wiederholte Defizite, entstehen Entwicklungstraumata.

Gleichzeitig denke ich, dass diese Erfahrungen Teil unsere Menschseins sind und unser Zusammenleben viel zu komplex, als dass sich solche Themen komplett ausschließen ließen. Ich als Vater und wir als Eltern haben da auch nicht gerade geglänzt. Wir sind immer noch im Aufarbeitungsprozess.

Ich denke auch, dass diese Erfahrungen teilweise einfach nicht vermeidbar sind, denn das, was wir durch unsere Eltern erfahren haben,

liegt ja an dem, was diese durch ihre Eltern erfahren haben …

Außerdem bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass in “unserer” Generation (so ganz genau kann ich das nicht definieren), die meisten Menschen in ihrer vollen Bindungsfähigkeit beeinträchtigt sind, dadurch, dass unsere Eltern (vielleicht auch noch Großeltern) den zweiten Weltkrieg als Kinder oder Heranwachsende erlebt – und meistens nicht verarbeitet haben. Sie waren einfach ihr Leben lang viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich wirklich um uns zu kümmern. 

Meine Erfahrung ist so, dass, spätestens wenn die Eltern “alt” werden,

die Fixierung auf die eigenen Bedürfnisse und Belange

ganz deutlich in den Vordergrund treten …

Dein Hinweis darauf, dass das Verständnis dafür fehlt, wie intensiv die Auswirkungen von Ereignissen auf Kinder sind, finde ich sehr wichtig. Ich habe jetzt selbst schon mehrere Stunden mit meiner Coach damit verbracht, Schockzustände aus meinen ersten Lebensmonaten zu klopfen. Der Hintergrund war jeweils, dass ich in meinem Kinderwagen in ein Zimmer gefahren und abgestellt wurde, indem sonst niemand war …

Was hast du mit dem Aufarbeitungsprozess gemeint? Du mit deiner Frau? Oder du mit deinem Kind/deinen Kindern?

Wie du oben erwähnst, werden gewisse Erfahrungen, Sichtweisen und auch Leiden

von Generation an Generation weitergegeben.

Für mich sind diese systemischen Zusammenhänge die spannendsten Prozesse, die ich kenne. Auch sind Kinder häufig die Symptomträger der Eltern. Mittlerweile kann ich beide Thesen aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen sehr gut nachvollziehen. (Vor einigen Jahren hielt ich das noch noch für kompletten Humbug.)

Der stärkste Hebel, der zudem komplett in meiner Hand ist, ist also zuerst meine eigenen Themen anzugehen und somit mehrere Probleme auf einmal zu lösen.

Roger Müller beschreibt die Auswirkung von Entwicklungstrauma auf OrganisationenIndem ich lerne, mich in meiner Ganzheit anzunehmen,

kann ich auch meine Kinder (meine Frau, alle Menschen) besser annehmen, wie sie wirklich sind. Ich werde persönlich gesünder und glücklicher. Zudem hat sich mein Bewusstsein deutlich vertieft bzw. erweitert. Und auf unsere Beziehung als Ehe-Partner wirkt es sich auch positiv aus.

Darüber hinaus haben wir aber auch schon ganzheitlicher gearbeitet, indem meine Frau und ich zusammen in einen Prozess eingestiegen sind, um primär unsere Tochter (wir haben noch einen Sohn) von unseren unbewussten und unaufgearbeiteten Themen zu “befreien”.

Das klingt unglaublich spannend, Roger …da türmen sich gleich ganze Berge von Fragen in mir auf. Vielleicht führen die jetzt aber auch zu weit … Auf jeden Fall finde ich das sehr bewundernswert. Nur eines wüsste ich gerne: könnt ihr einen direkten Effekt auf eure Tochter bemerken?

Ja, bei ihr und in der gesamten Familie. Und mit unserer veränderten Haltung und der gestiegenen Wahrnehmung für die Zusammenhänge und Dynamiken, nehmen wir regelmäßig Änderungen hervor, die dann überwiegend auch zu positiven Effekten führen.

Das klingt wunderbar Roger! Von einer solchen Vorgehensweise könnte sicher jede Familie profitieren!

Wenn wir uns unserem

Ausgangsthema “Entwicklungstrauma in Organisationen”

wieder zuwenden: Ich könnte mir vorstellen, dass nicht alle Leser*innen sofort etwas damit anfangen können – obwohl das ja mehr oder weniger fast alle Menschen betrifft.  Letzten Endes ist es ja so, dass es diese ganz strikte Trennung von Berufs- und Privatleben überhaupt nicht gibt. Weil wir das, was wir als Kinder lernen, ja mitnehmen in das Arbeitsleben.

Vielleicht wäre es von daher ganz gut, wenn wir mal ein paar praktische Beispiele dafür geben, um zu zeigen, inwiefern Entwicklungstrauma z. B. in einem Unternehmen eine Rolle spielen kann. Möchtest du damit anfangen oder soll ich das machen? 

Ich gebe gerne ein Beispiel. In meiner letzten Firma wurde ich von einem der Geschäftsführer kurz nach meinem Eintritt mit der Aussage von ihm selbst konfrontiert,

er sei Narzisst.

Immerhin war er so selbstreflektiert, dies zu erkennen, aber die Auswirkungen waren natürlich trotzdem da. In diesem Falle ging von ihm ein nie genug, nicht schnell genug und nicht gut genug, aus. Das Team, für das ich verantwortlich war (Entwicklung), stand in gewisser Konkurrenz zu seiner Abteilung (Forschung). Eigentlich wäre es für die Firma von Vorteil gewesen, hier eine gute Verzahnung anzustreben, aber diese Initiativen wurden regelmäßig durch die Unternehmensführung konterkariert. Durch seinen Narzissmus war es bspw. unmöglich, die Leistung meines Teams anzuerkennen. So stand sein Streben nach eigenem Perfektionismus, gepaart mit der Unfähigkeit, Leistung von anderen anzuerkennen, den theoretischen Möglichkeiten des Unternehmens entgegen. Insbesondere für die Menschen in den beteiligten Systemen ist das natürlich eine riesige Herausforderung.

Narzissmus ist eine Ausprägung von mangelnder Empathie in der Kindheit und somit

Folge eines Bindungs-/Entwicklungstraumas.

Das ist ein supergutes Beispiel, Roger. Ich glaube, dass die Auswirkungen von Entwicklungstrauma in beruflichen Strukturen noch viel krasser sind als im Privatleben, weil es dort wegen der hierarchischen Strukturen noch viel schwieriger ist sich zur Wehr zu setzen. Gerade, wenn man solche Menschen in gehobenen Positionen zum/zur Vorgesetzten hat. Im Privatleben hat man (zumindest theoretisch) eher die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden, von einer Person Abstand zu nehmen. Im beruflichen Kontext ist das wegen der finanziellen Abhängigkeit eher nicht so leicht. (Ich kenne viele Menschen, die

zum Teil jahrelang unter Mobbing durch Vorgesetzte vor sich hin leiden …)

Oder wie siehst du das?

Sich mit seinen eigenen Themen – als leichtere Umschreibung des Worte Traumas – zu beschäftigen, diese zu erkennen, anzuschauen (wertfrei) und sich dann auf den, nicht immer ganz leichten, Weg zu machen, diese zu integrieren oder loszulassen, ist gleichzeitig die Chance ganz zu werden, sich mit seinem Selbst zu verbinden und damit frei und selbstverantwortlich seine ganze Kraft als Mensch zu leben. In dieser Energie relativiert sich, zumindest ein Stück, die Abhängigkeit vom Arbeitgeber. Alte Prägungen, innere Muster, erlernte Kernüberzeugungen fallen weg und anstelle der Befolgung fester, übernommener Denkstrukturen, tritt eine Überzeugung und eine freie Bekenntnis zu einem gewünschten Verhalten. Dann muss ich nicht mehr stark sein, ich kann und darf auch mal schwach sein, aber ich entscheide aus einer Grundüberzeugung heraus künftig stark zu sein. Dies tritt nach und nach für alle einseitigen Muster ein. Welch freies und gleichzeitig liebevolles wie mitfühlendes Leben möglich ist. Darüber hinaus lässt der Affekt über das Verhalten anderer Menschen deutlich nach. Beispiel Mobbing: dieses Wort ist auch nur

eine Konstruktion für das Zusammenspiel zweier Verletzungen.

Sobald man die eigene Verletzung erkennt, entzieht das dem Spiel die Energie bzw. leitet diese um.

Sollte also eine Abhängigkeit vorhanden sein, wird man neue Möglichkeiten und Energie entdecken, diese über kurz oder lang aufzulösen. Privat wie beruflich.

Ja, ich finde es z. B. total bemerkenswert, wie sehr sich das Leben verändert, wenn man sich bewusst ist, dass es Trigger gibt, wie Trigger funktionieren, was Trigger mit mir machen und auch mit anderen. Dadurch fällt so eine Art “Feindbild” einfach weg, was ich früher glaube ich, häufig hatte. Dadurch entsteht sehr viel mehr Liebe, Empathie und Annahme für für den/die andereN. Er/Sie ist dann nicht mehr einfach nur doof, sondern agiert nach seiner inneren Landkarte. Das macht das Aufeinander-zu-gehen-auch viel einfacher.

Roger, das In-Kontakt-Kommen mit meiner eigenen Traumatisierung kommt mir letzten Endes in meiner Arbeit mit hochsensiblen Menschen zugute. Bzw., es war eigentlich ein ganz natürlicher Prozess, mich in meiner Arbeit mehr in Richtung Entwicklungstrauma zu orientieren. Zumal es

mittlerweile hochsensible Coaches wie Sand am Meer

gibt. Wie ist es mit dir?

Ich finde deine Zusammenfassung treffend und gut gelungen.

Was mich fasziniert und (im positiven Sinne) antreibt, ist Menschen und Gemeinschaften wachsen zu sehen, sie in ihre Kraft zu bringen und ihr Potenzial zu entfalten. Ich liebe es, mit Teams und Organisationen zu arbeiten, habe aber mittlerweile die Arbeit mit einzelnen Menschen auch für mich entdeckt. Wie wir gesehen haben, ist dies in Organisationen eine Notwendigkeit. Deshalb verbinden wir bei rethinkyour.org auch Organisations- und Personalentwicklung, denn nach unserer Erfahrung und Überzeugung benötigt es beides, um die Ziele der Unternehmen wirklich zu erreichen.

Neben meiner systemischen Ausbildung investiere ich seit längerem viel Zeit und Energie in die Mittel, die mir selbst am effektivsten geholfen haben: Integrale Organisations- und Strukturaufstellungen, Systemisch-Spirituelle Aufstellungen und Systemische SELBST-Integration. Damit kann ich nicht nur Unternehmen wirkungsvoll dabei unterstützen, unbewusste Diskrepanzen auf allen Organisationsebenen zu entwirren, sondern auch mit Menschen tief arbeiten, um ihre Verstrickungen zu lösen – wenn diese das möchten. Dabei genieße ich die Bandbreite und Tiefe meiner Arbeit gleichermaßen.

Lieber Roger, da habe ich doch noch eine Frage. Gehst du mit deinem Unternehmen denn aktiv mit diesem Ansatz auch nach außen oder fließt das eher so in deine Arbeit ein?

Roger Müller hat Erfahrungen mit EntwicklungstraumaNoch ist es nicht soweit,

dass wir dieses Denken promoten oder aktiv in die Unternehmen bringen. Es ist immer Teil des integralen Ansatzes, der maßgeblich für unsere Begleitung ist.

Während ich darüber nachdenke, frage ich mich aber, ob wir da nicht zu vorsichtig sind. Was wir aktiv angehen, ist das Thema Emotionale Intelligenz, um in einem ersten Schritt die Bedeutung von Gefühlen und Bedürfnissen und die Möglichkeiten, damit aktiv umzugehen, zu verbreiten. Dies ist ein wichtiges Standbein für die Öffnung hin zu einem neuen Bewusstsein, welches dann auch zu den Themen Trauma führen kann. Die Thematik kommt jedoch häufig implizit vor, als überlagerte Ebene in einer Aufstellung. Dies dann weiter zu bearbeiten, bedarf aber immer einer neuen Vereinbarung mit den Klient:innen. Insgesamt ist diese Tiefe aber noch so neu, dass

meistens noch ein Bogen von unseren Kunden darum gemacht wird.

Das ist schade. Das könnte so viele Konflikte revolutionieren. Denke einfach nur mal daran, was an Konflikten alles zu vermeiden wäre, wenn man über Trigger Bescheid wüsste! Das wäre bestimmt auch eine Art Alleinstellungsmerkmal in der Organisationsentwicklung … Vielleicht wäre es ja eine Idee, Trauma-Wissen über ein Hintertürchen in die Geschäftswelt einzuschleusen …

Was bedeutet es in deiner Arbeit denn, wenn klar wird, dass ein Konflikt eben auf Entwicklungs- oder Bindungstrauma beruht? Sprecht ihr das dann bei den Betreffenden an?

Diese Faszination für das, was in Organisationen möglich wäre teilen wir! Wir wollen auf alle Fälle an dem Thema dran bleiben und das Thema weiter verbreiten. Wir haben eine Meetup Gruppe zum Thema Emotionale Intelligenz gegründet und werden das Trauma-Bewusstsein hier mit einbringen – außerhalb von den Organisationen also. Die Gruppe ist allerdings noch neu.

Zu einem richtigen “Fall” bei unseren Kunden ist es bisher noch nicht gekommen. Wir kommen sehr selten in die Gegend dieser Tiefe. Wenn wir in die Richtung gehen, bleibt es dann bisher bei unserer Vermutung bzw. der

Kenntnisnahme und bei den üblichen Ausgleichsstrategien,

die in Unternehmen allgegenwärtig sind. Wie heißt es so schön: “das Thema ist dran, wenn es dran ist.”

Im Einzelcoaching ist das aber anders, da geht es viel tiefer.

Roger, das klingt ziemlich ernüchternd. Was sind denn das für Ausgleichsstrategien ? Ehrlich gesagt, habe ich nicht so recht eine Vorstellung von Organisationsentwicklungsarbeit*.

Die Liste der Ausgleichsstrategien ist lang. Ein Beispiel: eine, vergleichsweise reflektierte Führungskraft, mit der ich im Coaching war, wollte nur Unterstützung, damit das Team die Leistung erbringt, die der Führungskraft dann den “Aufstieg” ermöglicht. Dem Herren war bewusst, dass er Anerkennung braucht und wollte sie sich darüber holen. Dieses Verhalten macht aber natürlich nicht satt.

Die Gier nach Anerkennung als Ausgleich für einen fehlenden Selbstwert

wird niemals befriedigt. Ein Grundproblem unserer Gesellschaft. 

Weitere Ausgleichsstrategien im Business sind: festes Weltbild, Macht- und Leistungsstreben, Kontrolle und Gehorsam, Mobbing. Im Privatbereich kommen hinzu: Konsum, Alkohol, Extremsport, Depression, Burnout, Ablenkung durch Computerspielen und jede Menge körperliche Symptome, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Verspannungen, etc.. Geschluckte Wut, resultierend aus Erfahrungen der Ohnmacht und Hilflosigkeit kann sich sowohl in Gewalt gegen sich selbst, als auch in Gewalt gegen andere, resultieren. Virginia Satir und Psychiater wie Arno Gruen gehen davon aus, dass praktisch

alle Probleme aus einem geringen Selbstwert entstehen.

Dies mag erstmal deprimierend klingen, aber es zeigt auch auf, wo Handlungsbedarf besteht. Das Leben aus einem natürlichen, echten Selbstwert heraus, ist wundervoll.

Ok,das klingt nach einem sehr guten Schlusswort, lieber Roger!

Generell über mich:

Arbeitsschwerpunkte: Organisationsgestaltung, Mitarbeiterentwicklung, systemisches Coaching, integrale Denkmodelle, Agilisierung.

Bei rethinkyour.org fokussieren wir uns auf die Entwicklung von (agilen) Organisationen und die dafür notwendigen Eigenschaften: High-Performing Teams, eine Team-of-Teams Organisation, Innovation, Kundenzentrierung und Anpassungsfähigkeit. „Potenzialentfaltung“ lautet unsere Mission – sowohl in Bezug auf die Menschen, als auch auf das gesamte Unternehmen.

www.trustwrx.org

roger@rethinkyour.org

https://www.linkedin.com/in/team-coaching/

 

*Organisationsentwicklung: z.B. Team-Entwicklung; generell das Lösen von Organisationsblockaden & Konflikten; Hinführen zu fehlenden oder neuen Eigenschaften, die die Organisation für das langfristige Überleben braucht, wie z. B. Anpassungsfähigkeit; weitere Beispiele sind: Kommunikationsfluss über die bestehenden Unternehmensebenen hinweg verbessern, Entscheidungswege verkürzen, Hierarchien abbauen und durch Selbstorganisationsformen ersetzen; am meisten verbreitet sind die Hypethemen Agilität, Selbstorganisation und Lernende Organisationen.

Machst du diese Fehler beim KLOPFEN?

Machst du diese Fehler beim KLOPFEN?

2012 habe ich damit begonnen, zu versuchen, die EFT-Klopftechnik, das KLOPFEN, mehr unter die Menschen zu bringen – vor allen Dingen solche Menschen, die

ihre Hochsensibilität als Stress empfinden.

Leidlich erfolgreich – so dachte ich bislang jedenfalls.

Meine ursprüngliche Motivation für meine Arbeit ist dabei der Erfolg gewesen, den ich selbst mit dem Klopfen gehabt habe. Ehrlich gesagt, staune ich auch nach 9 Jahren KLOPFEN immer noch über die Verwandlung, die mein Leben genommen hat.

Immer noch fühle ich mich wie Phoenix aus der Asche –

umso mehr, als im letzten Workshop einmal hochgekommen ist, dass es auch Zeiten in meinem Leben gegeben hat, in denen ich nur noch an einem seidenen Faden hing …

Trotzdem glaube ich, dass ich nichts Besonderes bin. Nichts Besonderes in dem Sinne, dass ähnliche Erfolge auch für andere Menschen erreichbar sind. (Das hat sehr eindrucksvoll das Testimonial einer Teilnehmerin meines Intensivkurses gezeigt.) Jedenfalls für die meisten anderen Menschen. (Natürlich gibt es auch Menschen, die einfach eine andere Form der Unterstützung benötigen …) aber:

Man kann beim KLOPFEN allerhand falsch machen.

Tatsächlich. Obwohl EFT an sich so einfach ist. Ich betrachte es wirklich als ein großes Glück, dass ich begonnen habe, Mini-Workshops anzubieten. Auf diese Weise konnte ich mich noch einmal neu verbinden mit den Menschen, die mir folgen. Viele folgen mir schon sehr lange. Viele haben auch mein Buch EFT-Klopftechnik für Hochsensible* gelesen, das kürzlich in der 2. Auflage neu erschienen ist. (Niemals hätte ich mir das träumen lassen!) 71 % der Rezensenten haben mir 5 Sterne gegeben! Das bedeutet doch, dass das, was ich anbiete nützlich ist für Menschen, die unter

Hochsensibilität in Verbindung mit belastenden Kindheitserfahrungen leiden.

Keine Bange, ich möchte mich nicht selbst beweihräuchern, denn jetzt kommt das große ABER.

In den Workshops, die ich bis jetzt gegeben habe, hat sich gezeigt, dass die meisten Teilnehmer*innen schon mit dem KLOPFEN vertraut sind. Aber trotzdem folgen sie meinen Empfehlungen zum KLOPFEN kaum.

Es hat mich richtig bekümmert, als ich festgestellt habe, dass in dem kostenlosen Online-Kurs, den früher angeboten habe, die meisten Menschen nur noch noch bis zur Klopfanleitung gelesen und dann aufgehört haben. Das kann ich anhand von Statistiken verfolgen.

Natürlich liegt es an jedem/jeder selbst, was er/sie mit meinem Angebot macht … aber es tut mir trotzdem so leid … Denn meine Motivation oder Begeisterung, dich mit dem KLOPFEN dabei zu unterstützen, die Lernerfahrungen, die du durch belastende Erlebnisse in der Kindheit gemacht hast, loszulassen und/oder zu verändern, ist total ungebrochen. Sie ist im Gegenteil sogar noch viel mehr gewachsen, seit ich begonnen habe,

mich intensiv mit Entwicklungstrauma auseinanderzusetzen.

Weil mein Verständnis, was Entwicklungstrauma eigentlich ist und wie es sich auf uns auswirkt und sich anfühlt, kontinuierlich wächst. Und ehrlich, ich finde alleine theoretisches Wissen unglaublich hilfsam, wenn es darum geht, sich selbst zu verstehen …

Und deswegen ist es mir so ein Anliegen, dich dabei zu unterstützen, ein stabileres und positiveres Lebensgefühl zu erreichen. Weil du ohne das Leid, die Scham und Schuld viel besser dran bist. (Widersprich mir gerne, wenn du anderer Meinung bist).

Da kommen wir wieder zu den Fehlern beim KLOPFEN zurück.

Das Kuriose daran ist, dass es häufig richtige Ängste gibt, was die korrekte Anwendung angeht. Es ist schon klar, dass hochsensible Menschen die Sicherheit haben müssen, alles ganz genau richtig zu machen. Es ist nur so schade, dass sich dieses Bedürfnis nicht auch auf die wirklich wichtigen Dinge erstreckt. Nämlich, wie häufig man was klopft, welche Sätze man dabei sagt usw. Denn wenn sich einfach nicht die großartigen Erfolge einstellen, von denen ich dir immer vorschwärme, liegt es im Wesentlichen an den grundsätzlichen Fehlern und überhaupt nicht daran, welche Punkte du wie klopfst. (Dies ist tatsächlich relativ unerheblich).

Darum habe ich letzten Endes den Intensivkurs entwickelt. Um mehr Menschen gleichzeitig bei einem DURCHBRUCH für ihr Lebensgefühl zu unterstützen.

Demnächst biete ich einen kostenlosen Workshop „Drei Wegen des achtsamen Klopfens“ an, in dem ich dir zeige, wie du achtsam richtig klopfen kannst. Außerdem hast du schon einmal die Gelegenheit, ein bisschen Intensivkurs Feeling zu schnuppern. Hier kannst du dich beim Workshop anmelden.

Widerstand und Selbstsabotage

Widerstand und Selbstsabotage

Hochsensibilität führt sehr häufig dazu, dass man ein grundsätzliches Problem damit hat, etwas loszulassen. Egal, was. Menschen, Orte, Verhaltensweisen – und vor allem Gedanken. Auch wenn diese Gedanken gar nicht gut für uns sind und besser ungedacht blieben. Warum schädigen wir uns bloß selbst?

Ganz sicher handelt es sich um eine Trauma Folge.

Wenn man nämlich ein Leben lang belastende Kindheitserfahrungen mit sich herumschleppt, die man einfach nicht loswerden kann, ist so gut wie immer das eigene Empfinden von Sicherheit beeinträchtigt. Weil wir gelernt und verinnerlicht haben, dass es viele Dinge gibt, die einfach nicht sicher sind.

Und diese Angst hält einen fest und zurück (wenn man nichts dagegen unternimmt). Diese Angst ist es, die dafür sorgt, dass wir uns nicht leben können, dass wir vielleicht

das Gefühl haben, unser Leben zu verpassen.

(Diese Angst könnte jetzt auch mit den steigenden Infektionszahlen wieder wieder größer werden …)

So viele Dinge wünschen wir uns, ganz dringend und von Herzen, aber je mehr wir unternehmen um sie zu erreichen, umso weiter scheinen sie weg zu rücken. Oder es passiert gar nichts, wir bewegen uns keinen Zentimenter vorwärts. Das kann uns auch in einer Art Dauer-Stress gefangen halten.

Leider ist es so, dass wir etwas unbedingt haben wollen, aber

genauso intensiv wollen wir es aber auch nicht.

Nun sind uns die eigenen Widerstände gegen scheinbar positive Zustände meistens eher nicht bewusst. Noch weniger haben wir dabei im Blick, dass vermeintliche „positive Zustände“ sich nicht unbedingt für alle unsere inneren Anteile wirklich „positiv“ anfühlen, sondern für einige Anteile eher bedrohlich wirken können.

Widerstände können sehr viele verschiedene Formen haben, bzw. sich auf sehr unterschiedlichen Wegen zeigen.

Ich habe dafür selbst ein richtig gutes Beispiel.

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich über das Schneckentempo geschrieben, in dem ich vorwärtszukommen scheine. Nun ist es so, dass ich ja nachverfolgen kann, dass die Zahl meiner Seitenaufrufe täglich wächst und Besucher*innen offenbar sehr viel mehr Zeit auf meiner Seite verbringen. Ich bekomme auch sehr schönes persönliches Feedback über meine Serie Trauma in Liebesbeziehungen. (Und ich glaube auch, dass (Entwicklungs)Trauma superwichtig ist, weil es so viele Menschen betrifft, aber in der Öffentlichkeit kaum vorkommt. Trotzdem wächst die Zahl meiner Blogfollower*innen kaum.

Gestern bin ich ziemlich schlagartig meiner

eigenen Selbsabotage auf die Schliche gekommen.

Ich war sehr peinlich berührt. Ich habe zwar ein wunderschönes Blog-Abo-Formular gebastelt, es aber versäumt, dies immer unter die Beiträge zu setzen …

Das war aber noch nicht alles. Ich habe auf dieser Seite ja verschiedene kostenlose Angebote. Mir ist nicht aufgefallen, dass ich beim Kopieren von Registrierungsformularen diese nicht den richtigen Listen zugeordnet habe. Au weia.

Es kann also sein, dass du dich vielleicht für den kostenlosen E-Mail-Kurs angemeldet hast, statt dessen aber eine E-Mail für den Intensivkurs bekommen hast (vielleicht sogar eine alte). Ich kann es natürlich niemandem verdenken, wenn er/sie sich darüber ärgert und wieder abmeldet (und niemals wiederkommt).

Ich habe das sofort als krasse Selbsabotage begriffen,

als ein Ich-lege-mir-selbst-Steine-in-den Weg.

Soweit mir das möglich war, habe ich die Liste bereinigt. Die einzige Sache, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, ist, ob sich jemand vielleicht für den Blog anmelden wollte und statt dessen beim Newsletter gelandet ist. Falls dem so sein sollte, melde dich doch bitte noch einmal für die Blogliste an.

Ich versuche mir zu verzeihen. Ich glaube, ich neige in der Regel nicht (mehr?) dazu mich selbst zu beschimpfen. Ich weiß, dass das alles schlimmer macht und niemals besser. Aber gerade ärgere ich mich unglaublich über mich … So sehr habe ich mich schon lange nicht geärgert. Aber offenbar ist es an der Zeit, dass ich mich mit meinen

eigenen Widerständen in Sachen „erfülltes Leben“

befasse. Damit ich meinen Visionen für mich ein Stück näher komme. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es in mir Anteile gibt, die gar nicht wollen, dass ich sichtbarer werde (vielleicht, weil sie Angst haben, dass die Anzahl derer, die mir sagen: „Das darfst du nicht!“ wächst …)

So ein krasses Jahr wie dieses hatte ich glaube ich noch nie. So kommt es mir jedenfalls vor. Ich bin mir selbst noch nie so nah gekommen wie in diesem Jahr. Im Guten wie im Schlechten. Das meiste war toll. Aber ich bin auch echt durch. Meine Fehler scheinen sich zu häufen. Ich brauche wohl mal dringend Urlaub. Und so langsam setzt sich auch bei mir die Erkenntnis durch, dass ich jetzt nicht mehr alles alleine schaffen kann … Und darum werde ich jetzt gleich sofort versuchen herauszufinden, woran es bei mir liegt und das beKLOPFEN.

Wenn du auch das Gefühl hast, du steckst fest und kannst dich nicht leben, dann mach doch mit bei meinem nächsten Workshop. Ich zeige dir 3 Möglichkeiten, mit denen du achtsam und sicher klopfen kannst.

Mit welchen Widerständen hast du zu kämpfen? Wie immer freue ich mich, wenn du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Von Herzen,

deine

Monika

Image by katy sandvoss from Pixabay 

Trauma in Liebesbeziehungen – Sicherheit

Trauma in Liebesbeziehungen – Sicherheit

Ich musste mich erst mal nach dem letzten Mini-Workshop erholen, in dem es u. a. auch um die Zusammenhänge von Hochsensibilität und Entwicklungstrauma ging. Ein Ergebnis dieses Workshops ist es, dass ich beschlossen habe, jetzt auf das DU umzusteigen! (Ich schaffe es allerdings nicht, meine 285 Blogartikel umzuschreiben …)

Mit diesem Artikel setze ich meine

Serie über Trauma in Liebesbeziehungen

fort.

Vor kurzem war ich seit langer, langer Zeit mal wieder bei einer Heilpraktikerin. Ich kam mit einer sehr niederschmetternden Diagnose nach Hause. Nämlich, dass der

eppstein barr virusEppstein-Barr-Virus wieder aktiv

ist! Mir war ziemlich schnell klar, dass das wohl meiner Ex-Beziehung geschuldet ist.

Ich hatte mich ja sowieso nur sehr locker an die Richtlinien der medialen Medizin gehalten. Jetzt ließ ich sie ganz und gar fahren. Ich hörte auf, viel frisches Obst und Gemüse zu essen, weil ich nie lange genug zu Hause war und es dann im Kühlschrank vergammelte. Es hin und her zu transportieren hatte auch keinen Sinn, weil meine Partnerin auf bio bestand (was ich zwar häufig kaufe, aber nicht ausschließlich). Statt dessen begann ich

wieder viel glutenfreie Ersatzprodukte zu essen,

oft belegt mit Wurst, aus Mangel an Alternativen. Brotaufstriche schmecken mir nicht und Käse ist ganz verboten wegen dem Kasein.

X hat aus verschiedenen Gründen darauf bestanden zu kochen. (Ich denke, es war auch ein Sicherheitsthema). Das habe ich natürlich ohne Ende genossen … Das Essen ist aber nur ein Aspekt …

Bei Trauma wird Nähe und Distanz zum ProblemIm letzten Artikel dieser Serie hatte ich ja erzählt, dass ich Schluss machen wollte, ich hatte gar keine Lust mehr, Liebe hin oder her.

X wusste immer ganz genau, was zu tun ist, sie hat mich dann in meiner Stadt besucht, wir haben währenddessen festlegt, dass wir uns mit dem Fahren abwechseln. Das hat ganz und gar nicht funktioniert. Es war für sie nicht nur organisatorisch kaum machbar, es gab einfach zu viele damit verbundene Ängste.

Und es mündete darin, dass meine Wohnung, wenn sie bei mir war,

kein sicherer Ort mehr für mich

war. Ich war permanent gestresst, wollte es leicht und EINFACH für sie machen. Wenn sie wieder weg war, war ich total erschöpft vor lauter Anstrengung, ihr alles recht machen zu wollen. Sie sollte sich ja bei mir wohl fühlen. Aber das ging gar nicht. Sie konnte sich bei mir per se einfach nicht in Sicherheit fühlen. Das hatte gar nichts mit mir zu tun. Meine Wohnung war  nicht ihre Wohnung, es gab die Fahrt und und und …

Ich habe sehr schnell eingelenkt und meine Forderung FALLEN geLASSEN. Für mich war das Fahren an sich nicht kompliziert und hatte keine Sicherheits-Aspekte, darum habe ich es wieder aufgenommen, aber nur noch alle zwei Wochen. Das brachte eine gewisse Entlastung und wieder mehr Ruhe in mein Leben.

Wir haben uns dann eingerichtet in einem 14tägigen Rhythmus.

Aber dann begann ich,

gewisse körperliche Symptome zu entwickeln,

die ich in der Vergangenheit häufig erlebt hatte, aber jetzt seit Jahren nicht. Es kam z. B. vor, dass ich mich am Abend, bevor ich zu ihr fahren wollte, begann, mich sehr krank zu fühlen.

Anfangs habe ich gedacht, ich hätte Corona – obwohl ich abgesehen von den Zugfahrten in die andere Stadt und zum Einkaufen niemals irgendwo hin ging oder fuhr. Die Tests waren immer negativ.

Heute, eineinhalb Jahre später, denke ich, dass der Eppstein-Barr sich damals vermutlich schon zurückgemeldet hat. Denn eine Sache habe ich damals EINFACH nicht verstanden – die mir heute, während ich dies hier schreibe – glasklar ins Auge sticht:

Wie sehr mich das Leben dieser  Liebe in Stress versetzte,

in einen unglaublichen, anhaltenden Stress. Jetzt glaube ich, dass sich ein Teil von mir vermutlich schlicht und ergreifend gefürchtet hat, zu ihr zu fahren. Denn dort war ich nicht in Sicherheit. Heute weiß ich, dass ich jedes Mal, wenn sie sich plötzlich gemein verhielt (was natürlich einen Grund hatte, bei ihr wurde irgendetwas angetriggert) ich eine Form von Retraumatisierung erlebt habe. Und natürlich habe ich sie auch retraumatisiert, wenn auch auf andere Weise. Das kommt später noch.

Häufige demütigung kann ein trauma auslösenIm Rückblick kann ich sehen, dass wir

beide heillos überfordert waren mit dieser Liebe.

Und irgendwie auch gefangen in den Gefühlen füreinander, die sehr intensiv waren.

Bis dahin hatte es für mich nur zwei Gründe gegeben, eine Beziehung zu beenden:

1. die Liebe ist weg oder

2. das Begehren ist futsch.

Und da weder das eine noch das andere der Fall war, habe ich einfach immer geguckt, was geht. Einen Schritt nach den anderen gemacht.

Von weitem betrachtet wirkt das heute sehr befremdlich auf mich. In dem Workshop, den ich vor kurzem gegeben habe, habe ich den Zuschauer*innen gesagt:

„Solange ich keine Beziehung hatte, ging es mir gut.“

Meiner Partnerin war es genauso gegangen. In der Beziehung haben wir darüber noch Witze gemacht! Wie das so ist, wenn man mitten in einer Situation steckt und etwas sehen kann, was man trotzdem nicht wirklich versteht. (Hätten wir das getan, hätten wir uns ja eigentlich trennen müssen.)

Alleine dadurch, dass ich das jetzt in dem Workshop ausgesprochen habe, ist in mir richtig noch einmal etwas passiert.

Irgendein Teil, oder Jemand in mir fragt sich jetzt, ob es eben einfach grundsätzlich nicht geht,

ob ich Beziehungen einfach für mich abschreiben soll?

Ich hatte mich ja auch auf diese Beziehung eingelassen, weil ich dachte, zwei reflektierte Menschen, die von der eigenen Hochsensibilität wissen, viel an sich gearbeitet haben und eine gute Kommunikation haben und vor allen Dingen einen soliden Fundus an psychologischem Wissen an sich und über sich selbst könnten

Bei Trauma ist die Verbindung beeinträchtigtgemeinsam eine ganz besondere Beziehung zustande bringen.

Unsere Wunschvorstellung war eine Beziehung gewesen, die getragen wird von Verständnis für die andere und sich selbst. Das Verständnis war da. Und der Wille und Wunsch es gut zu machen, war auch auf beiden Seiten da. Wir haben z. B. regelmäßig Zwiesprache abgehalten nach Konfliktsituationen, damit wir nicht im Bösen auseinandergehen. Es hat ja immer eine ganze Zeit gedauert, bis wir uns wiedersahen. Und am Telefon kann man sich nun mal nicht in den Arm nehmen. Eine Zeitlang hat es funktioniert, es ist uns gelungen, Konflikte und Zusammenstöße „in Schach zu halten“. Aber je größer die Liebe wurde, umso weniger hat das funktioniert. Dazu später mehr.

Mein Fazit dieser Beziehung ist darum (und des Lebens überhaupt ist):

Manchmal ist Liebe nicht genug.

Diese Erkenntnis fand ich ziemlich niederschmetternd. Sie hat sozusagen mein ganzes Glaubensgerüst umgeworfen. Mir war überhaupt nicht klar, dass es extrem schwierig bis unmöglich sein kann, eine Beziehung zu leben,

wenn man einen Trauma Hintergrund hat,

vor allen Dingen einen Entwicklungstrauma Hintergrund, wenn man schon von klein auf die Erfahrung gemacht hat, dass andere Menschen nicht sicher sind.

Dabei geht es ja um Sicherheit,

um unser Überleben. Dieses Gefühl ist so viel mächtiger als Liebe. Ich bin erst in dieser Beziehung überhaupt mit diesem Teil von mir in Berührung gekommen.

Aus einer Meta-Perspektive kann ich natürlich sehen, dass diese Beziehung

ein großartiges Geschenk für mich

war. Wären wir nicht zusammengekommen, hätte ich wahrscheinlich noch Jahre lang gedacht: „Mit meinen Leichen im Keller beschäftige ich mich später …“. Ich hätte niemals eine Traumatherapie begonnen und auch nicht verstanden, was Trauma und Entwicklungstrauma eigentlich ist. Ich wäre jetzt  hier nicht an diesem Punkt. Und es ist schon verrückt, dass ich nach neun Jahren, in denen ich schon mit dem Thema Hochsensibilität arbeite, ich jetzt erst das Gefühl habe, ich bin beruflich wirklich angekommen!

Ich bin ganz sicher auch noch nicht mit dieser Serie am Ende. Es gibt noch ein paar Aspekte, mit denen ich mich unbedingt beschäftigen möchte.

Wie ist es mit dir? Wie sicher fühlst du dich in einer Beziehung? Wie immer freue ich mich, wenn du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Von Herzen,

Deine
Monika

Foto von Porapak Apichodilok von Pexels

Foto von Liza Summer

Foto von Markus Spiske

Von Liza Gross – (2005) Virus Proteins Prevent Cell Suicide Long Enough to Establish Latent Infection. PLoS Biol 3(12): e430 DOI: 10.1371/journal.pbio.0030430http://biology.plosjournals.org/perlserv?request=get-document&doi=10.1371/journal.pbio.0030430, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=861856

 

de_DEDeutsch