Eigentlich gibt es den Begriff Trauma Zustand gar nicht, aber ich verwende ihn für mich ziemlich häufig. Es gibt viele verschiedene wissenschaftliche Begriffe für diese und jene Zustandsbeschreibung, in denen ich mich nicht immer wiederfinde. Daher der Begriff Trauma Zustand.
Wenn du mir schon folgst, weißt du, dass ich mich
mit Trauma und seinen Folgen
sowohl von innen heraus, als auch von oben betrachtet, beschäftige. Dass ich das so machen kann, empfinde ich echt als ein großes Glück, denn das war nicht immer so. Ich erinnere mich an einen Weihnachtsmarktbesuch. Ich sehe mich selbst da stehen, ich will Räucherstäbchen kaufen. Ich meine mich zu erinnern, dass ich dort allein bin. Räucherstäbchen kaufen, das ist keine große Sache.
Plötzlich Nebel im Kopf
und Benommenheit macht sich breit. Ich bin verwirrt. Ich weiß nicht was los ist mit mir. Ich habe mit niemandem gesprochen. Aber es ist, als zögen Wolken in meinem Kopf auf. Ich weiß nicht mehr, ob ich die Räucherstäbchen gekauft habe, oder sofort geflüchtet bin. Das ist mindestens zehn Jahre her. Aber an das Gefühl kann ich mich noch ganz genau erinnern. Weil ich mich so gar nicht gut gefühlt habe.
Heute glaube ich,
ich war damals in einem Trauma Zustand.
Was meine ich eigentlich damit?
Da ich mich vor allen Dingen
mit Entwicklungstrauma und seinen Folgen
beschäftige, denke ich heute, ich muss durch irgendwas getriggert worden sein. Wenn du den Begriff Entwicklungstrauma nicht kennst: Der Begriff Trauma bezieht sich hier darauf, dass deine natürliche Entwicklung beeinträchtigt wurde – normalerweise eine Folge der Interaktion mit deinen Eltern oder anderen Bezugspersonen. Da so viele von uns Eltern haben, die den zweiten Weltkrieg als Kinder erlebt haben, haben die traumatisierten Eltern unsere Fähigkeit zur Bindung beeinträchtigt. Das betrifft die Bindung an Menschen, Bindung zu sich selbst und auch die Bindung an den eigenen Körper. Ein Entwicklungstrauma ist also immer auch ein Bindungstrauma.
Vor kurzem habe ich noch einmal die Gelegenheit bekommen,
den Trauma Zustand mit vielen Facetten zu erleben.
Ausgelöst wurde er durch eigentlich etwas Tolles. Ich mache gerade den Kurs „Heilung des Schoßraumes“ von Andreas Goldemann*. In dieser speziellen Session ging es um die „Ablösung von Fremdenergien“. Da hat sich bei mir plötzlich etwas gelöst, etwas, was mich schon mein ganzes Leben lang quält. Es hat etwas zu tun mit ***SC***R**EN*** und weil das für mich so schlimm war, habe ich gewisse Dinge getan, um diese Situation zu vermeiden. Leider haben meine Vermeidungsstrategien dazu geführt, dass ich in andere traumatische Situationen geraten bin, so dass am Ende eine ganze Trauma Serie daraus wurde. Natürlich habe ich versucht, dieses Trauma zu heilen (z. B. durch eine TBT Trauma Buster Technique Behandlung), leider ohne Erfolg. Und dann war es nicht mal mein eigenes Trauma, sondern offenbar ein transgenerationales Trauma. Gut, das zu wissen. Das war sehr hilfreich. Aber das bedeutete nicht, dass sich alles in Wohlgefallen auflöste. Mein System brauchte Zeit, alles zu verarbeiten.
Das ist mir aufgefallen im Trauma Zustand:
Hat eine Trauma Aktivierung oder Reaktivierung stattgefunden, werden andere Traumata gleichzeitig mit aktiviert. Der Bewusstseinszustand ändert sich vollkommen. Man geht an einen ganz anderen inneren Ort.
- Man ist schreckhaft (manchmal extrem), unsicher und ängstlich
- Die Koordinationsfähigkeit des Körpers ist beeinträchtigt (ich stoße mich plötzlich überall an).
- Ich lasse auch ständig Sachen fallen.
- Ich muss mich häufig vergewissern, dass ich den Herd wirklich ausgemacht habe.
- Keine Lust mich mit anderen zu treffen. Vor allem auch deswegen, weil ich über diese Dinge nur mit ganz wenigen Menschen überhaupt sprechen kann und mittlerweile ein Bewusstsein dafür habe, dass es am besten ist, gar nicht ausführlich mit anderen darüber zu sprechen, um sie nicht mit meinen Sachen „anzustecken“ (Ja, das gibt es, Trauma ist ansteckend, leider)
- Erschöpfung und großes Schlafbedürfnis
- Die Freude geht verloren
- Das Leben fühlt sich anstrengend an
- Die Ausgaben für Süßes, Salziges und Alkohol steigen sprunghaft an (ein sicheres Zeichen, dass ich hochgradig unter Stress stehe
- Häufig das Gefühl, neben mir zu stehen, oder verpeilt zu sein.
- Und natürlich Flashbacks ohne Ende (die nicht nur aus einem Trauma stammen, sondern verschiedene Ursprünge haben). Die Psychologin Michaela Huber beschreibt sie in ihrem Buch Trauma und die Folgen* als „plötzliches intensives Wahrnehmen von Traumabestandteilen mit Wiedererlebensqualität“. Bei mir nun kunterbunt gemischt aus den verschiedensten traumatischen Situationen. So sehe oder fühle ich mich in der einen Minute fallen (mein Sturz ist erst wenige Monate her), eine halbe Stunde später habe ich plötzlich das Gefühl, einsam, verwirrt und verzweifelt durch die Stadt zu laufen, in der ich wegen meiner Liebsten eine Zweitwohnung bezogen habe (ein paar Jahre jetzt her) und ein paar Sekunden später bin ich wieder in der Gegenwart.
Ich sollte unbedingt noch erwähnen, dass diese Flashbacks nur dann zu kommen scheinen, wenn ich allein bin. Wenn ich mit anderen zusammen bin, geht mein Geist (meine Psyche?) nicht auf Wanderschaft.
Dieser Zustand kann sich über Wochen erstrecken. Zum Glück gibt es ganz viel, was ich über mich gelernt habe durch meine intensive Beschäftigung mit dem Thema Trauma und intensiver Selbstbeobachtung, so dass mich solch ein Zustand (so unangenehm er auch ist) nicht mehr umwirft. Es geht mir dann zwar nicht so gut, und ich muss mich ziemlich anstrengen, aber ich komme klar. Und trotzdem: diesen Zustand gilt es zu vermeiden.
Ich habe ihn diese Woche als Thema ausgewählt,
weil darauf mein Intensivkurs abzielt.
Weil bei so vielen Menschen Hochsensibilität und Entwicklungstrauma eng verknüpft sind (nicht ursächlich, sondern eher durch die Umstände), ist es mehr als sinnvoll, einen großen Bogen um Trauma Themen zu machen. Und das tun wir. In meinem online Kurs zu Hochsensibilität beschäftigen wir uns lediglich mit den Lernerfahrungen, die wir in unseren belastenden Kindheitserfahrungen gemacht haben – und auch nur, indem wir diese positiv klopfen, ohne sie weiter zu untersuchen oder in ihnen rumzugraben. Das funktioniert ausgesprochen gut.
Und wenn dabei herauskommt, dass man nach einem Jahr Klopfen viel weniger extrem auf Trauma Reaktivierungen reagiert (denn die wird es weiterhin geben), dann hat man schon super viel für sich erreicht!
Von Herzen,
Image by Hands off my tags! Michael Gaida from Pixabay
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