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Im Trauma ist nähe und distanz ein problem

Selbst geschrieben und selbst erdacht :-))

Trauma in Liebesbeziehungen: Nähe und Distanz

von Monika Richrath

28. August 2022

Es geht weiter mit meiner Serie über Trauma in Beziehungen. Nähe und Distanz ist fast immer ein Problem, wenn Trauma in einer Liebesbeziehung eine Rolle spielt. Und so langsam nähere ich mich auch dem Ende der Beziehung, obwohl es noch keine sichtbaren Anzeichen gab.

hochsensibilitaet reisenIm Grunde genommen bot uns die Fernbeziehung ein perfektes Setting, auch wenn wir selbst uns nicht daran gewöhnen konnten. Es war uns nicht bewusst, dass es nicht mehr besser werden konnte. Nachdem meine Partnerin mir nach einem dreiviertel Jahr Beziehung gestanden hat, Viele zu sein, eröffneten sich für unsere Beziehung neue Dimensionen von Intimität und Nähe. Die erste Hürde war genommen. Erstmal wurde alles besser, weil ich meine Partnerin jetzt besser verstehen konnte.

Wir waren euphorisch. Wir hatten das Gefühl, wir können jede Hürde nehmen. „Wir lieben uns doch!“ „Sehr!“ Wir hatten das Gefühl, dass unsere Liebe stark ist, stark genug ist. Jetzt erst recht! Ich hatte schon begonnen, eine gewisse Distanz zu entwickeln, aufgrund zahlreicher Retraumatisierungen durch die Beziehung.

Definitiv war unser

Bedürfnis nach Nähe und Distanz nicht gleich.

Am Anfang einer Beziehung sind die Bedürfnisse nach Nähe und Distanz ja völlig verwischt. Anfangs haben wir dreimal täglich telefoniert. Mir wurde bewusst, dass je länger wir zusammen waren, ich immer mehr Dinge aufgab, die ich liebte und brauchte (zuallererst mein mediales Medizin Essen). Vor allem Zeit allein zu verbringen (und genießen). Zeit in meinem Raum. Ein Ort, an dem ich so sein darf wie ich bin. Einfach herumliegen und abhängen wurde zu einem Luxusbedürfnis. Es wurde unmöglich, jede Woche einen Blogartikel zu schreiben. Mit viel Mühe und Not schaffte ich es so eben, alle 14 Tage einen Artikel zu veröffentlichen. In meiner freien Zeit musste ich meinen Haushalt machen.

Ich war diejenige, die reiste. Es war klar, dass es nur so geht. Und das am besten funktioniert. Beziehungsweise, alles andere funktioniert nicht. Aber dieses Muster begann seinen Tribut zu fordern.

Im Zuge der neugewonnenen Intimität und Nähe haben wir darüber nachgedacht, ob es Möglichkeiten gibt, die

Nähe und den Abstand zwischen uns neu und anders zu regeln.

Könnten wir mehr räumliche Nähe schaffen und trotzdem Möglichkeiten zur Distanz behalten?Denn dass wir die brauchten (vielleicht aufgrund unserer Hochsensibilität), war schon klar. Manchmal waren wir schon an einem Wochenende mit Nähe überfordert.

Aber ich war äußerst reisemüde. Außerdem war ich immer in ihrer Wohnung, wo wir gemeinsam ihr Leben lebten. Und wo ich viele Dinge nicht machen durfte. Zum Beispiel kochen. Zusammenziehen stand außer Frage. Vielleicht führt ein Entwicklungstrauma grundsätzlich zu einem Bedürfnis nach Autonomie?

hochsensibilitaet umzugIn Anbetracht dieser Umstände gab es nur eine einzige Lösung: eine kleine Zweitwohnung in der Stadt meiner Liebsten. Die Kosten wollten wir uns teilen. Zu dem Zeitpunkt schien es machbar zu sein. Auch die Götter oder das Schicksal waren uns offenbar gewogen, denn im Nullkommanichts fand ich eine schöne kleine 1 Zimmer Wohnung in einem guten Viertel. Nur 3 Wohnungen habe ich angesehen. Allerdings:

der Umzug oder eher Einzug wurde eine Katastrophe.

Die Wohnungsübergabe war am 30.12. Das öffentliche Leben war weitgehend durch Corona stillgelegt. Es gab kein Licht in der Wohnung, zumindest kein Licht im Wohnzimmer. Die Vormieterin hatte die Lampenfassungen mit Kabel mitgenommen. Darauf war ich nicht gefasst gewesen.

Ebenso war ich nicht darauf gefasst (woher denn auch), dass meine Partnerin mit der Situation und allem vollkommen überfordert war.

Die neue Nähe war ein Problem.trauma liebe erstarrung

Es gab Innenpersonen, die waren einfach nicht einverstanden mit mir. Die wollten mich nicht. Und so kam es, dass wir einen Tag später, also zu Sylvester,  in Streit gerieten. Die Innenperson, die mich nicht mochte, hatte sich offenbar als Strategie überlegt, wenn ich schon mal da war, sollte ich mich auch nützlich machen.  Dafür erteilte sie mir Aufträge. In der Regel ging das schief. Bevor wir zum Baumarkt fahren konnten, erteilte sie mir wieder einen Auftrag. Es ging darum ein Paket aufzugeben. Ich war total getriggert. Ich würde es falsch machen und musste mir dann wieder Sprüche anhören. Darüber wie unfähig ich bin. In der Post bin ich

in eine traumatische Erstarrung gefallen.

Und natürlich war es dann falsch. Ich wurde total wütend. Ich habe gesagt: „Das ist doch Scheiße!“ und die Autotür zugeknallt. Damit habe ich meine Partnerin getriggert. Sie hat sich gefürchtet.

Immerhin hat sie die Sache selbst erledigt. Wir sind nicht in den Baumarkt gefahren (er war sowieso wegen Corona geschlossen, aber das wusste ich nicht). Meine Partnerin ist zu sich nach Hause gefahren. Ich bin in meine neue Wohnung gegangen. Zum Glück hatte ich genug zu essen in meiner neuen Wohnung. Ich hatte auch Lesestoff mitgebracht. Aber ich hatte kein Licht. Nur ein paar Teelichter. Ich hatte kein Internet.

Trauma zustandIch lag im dunkeln auf meiner Matratze und war in diesem speziellen Trauma Zustand.

Und ich war sehr, sehr unglücklich. Die ganze Nacht habe ich mich gefragt: „Wie bin ich hierher gekommen? Was passiert jetzt? Ist das das Ende der Beziehung?“

Sobald es hell war, bin ich draußen rumgelaufen. Ich wollte mich mit der Stadt vertraut machen. Es war trostlos. Alles war geschlossen. Ich hatte niemanden mit dem ich reden konnte. Instinktiv habe ich mich von meiner Partnerin ferngehalten. Eines wusste ich aber genau: Wenn ich jetzt in meine Heimatstadt fahre, war es das. Und ich wusste nicht, ob ich das wirklich wollte. Also habe ich ein paar grauenvolle Tage allein verbracht. Ich bin ganz viel herumgelaufen, habe versucht, in Bewegung zu bleiben. In meiner Wohnung war ja nichts.

Irgendwann hat meine ex Freundin sich gemeldet. Gerade, als ich nach Hause fahren wollte. Ich bin dann nicht nach Hause gefahren, jedenfalls nicht sofort. Wir haben uns wieder versöhnt. Aber, du kannst es dir denken: es war der Anfang vom Ende. Allerdings nicht sofort …

Kennst du dieses Nähe-Distanz Problem? Welche Lösung hast du gefunden, für dich, für deine Beziehung? Wie immer freue ich mich, wenn du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Von Herzen,

monika richrath eft fuer hochsensible


Foto von Mikhail Nilov

Fotos von Anna Shvets 

Foto von Liza Summer

 

Über mich

Monika Richrath

Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.

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