Ich stehe vor der Haustür. Gerade habe ich den Schlüssel umgedreht und abgezogen. Doch plötzlich schießt mir wieder diese Gedanke durch den Kopf. Habe ich wirklich den Herd ausgemacht? Das ist meine Variante des Klassikers: Habe ich das Bügeleisen nicht ausgemacht? Noch während ich dort stehe, entstehen sich in meinem Kopf ganze Horrorszenarien, wie: ich komme nach Hause und sehe den Rauch schon von weitem, ich komme nach Hause und da ist nur noch eine verkohlte Ruine oder ich komme nach Hause und die Feuerwehr steht vor meiner Tür und verhaftet mich wegen unverantwortlicher Gefährdung der Nachbarhäuser …

Horrorszenarien im Kopf Die Feuerwehr vor der TürBesonders schwierig ist diese Situation für mich, weil ich tatsächlich schon einmal in meinem Leben nach Hause gekommen bin und es schon im Hausflur sehr verbrannt roch. Der Brandgeruch wurde immer intensiver, je näher ich meiner Wohnungstür kam und als ich die Tür öffnete, war klar, es kam aus MEINER Wohnung. Was für ein Stress! Damals hatte es aber jemand sehr gut mit mir gemeint … Der Schwelbrand in der Küche (ausgelöst von einer heißen Gusseisenpfanne, die ich auf ein Holzstövchen gestellt hatte) war von alleine ausgegangen. So viel Glück hat man nicht immer … Meistens gibt es aber keine reale Grundlage für zwanghaftes Kontrollverhalten.

Zwangsgedanken

werden nach Wikipedia definiert als  inhaltliche Denkstörungen, deren Inhalte man zwar für als unsinnig erkannt hat, die sich aber trotzdem immer wieder aufdrängen. Sie werden unterteilt in

  • zwanghafte Befürchtungen (wozu z. B. die Angst, den Herd nicht ausgeschaltet zu haben, gehört)
  • aggressive Zwangsgedanken (gegen sich selbst oder man fürchtet anderen Menschen Schaden zuzufügen)
  • Grübelzwang (man kann nicht aufhören, über eine Sache nachzudenken)
  • Zweifel
  • Zählzwang
  • Wiederholungen

Natürlich kann ich nicht mit wissenschaftlichen Studien aufwarten, aber für mich liegt es auf der Hand, dass hochsensible Menschen vermutlich besonders häufig von solchen Zwangsgedanken und Zwängen geplagt werden, weil es eben zu den  Merkmalen der Hochsensibilität gehört, Reize besonders schnell aufzunehmen und schwer wieder loszulassen. Darüberhinaus neigen wir ganz besonders zu zuviel Kopfkino, malen uns gerne im voraus die schrecklichsten Worst Case Szenarios aus, wollen besonders perfekt sein usw.

Bis zu 2,5 % aller Menschen in Deutschland sollen unter Zwängen leiden

dies wird natürlich die ganze Bandbreite von Zwangstörungen betreffen, die ja sehr breit ist und von der beschriebenen Situation an der Tür bis zu sehr schwerwiegenden Formen reichen kann. Mit letzteren möchte ich mich hier natürlich nicht beschäftigen, sondern eher, wie man kleine Ticks loswerden kann.

Wie entstehen Zwangsgedanken?Ich stelle mir oft die Frage ob ich den Herd ausgemacht habe

Es ist gut nachvollziehbar, dass Zwangsgedanken in Situationen etstehen, in denen wir uns besonders unsicher fühlen, also z. B. in einer Umbruchphase, oder einer Krise, wenn wir ein besonderes Bedürfnis nach Kontrolle verspüren. Vermutlich gibt es dafür eine  besondere genetische Disposition (die Forschungslage ist noch nicht ganz klar). Im Netz habe ich auch den Hinweis gefunden, dass Zwangsgedanken vielleicht auch physiologische Ursachen in der Hirnchemie haben könnten …

Mittlerweile glaube ich übrigens, dass bei der Entstehung von Zwangsgedanken vor allen Dingen belastende Kindheitserfahrungen einen Rolle spielen, vielleicht auch ein Entwicklungstrauma.  Alle Strategien, die das Gehirn sich im Zustand der Überforderung ausdenkt, haben ja letzten Endes nur den Zweck, uns zu schützen, dafür zu sorgen, dass wir uns sicher fühlen.

Zu den Entwicklungstrauma Folgen gehört ja eine permanente Überforderung im Alltag.

Zwangsgedanken dienen sicherlich zum einen dem Zweck der Ablenkung von dem, worüber wir keine Kontrolle zu haben scheinen und uns eine Kontrollmöglichkeit zurückzugeben, in einem Bereich, wo es möglich ist. Und dass sich die Gehirnchemie durch ein Entwicklungstrauma oder Trauma verändert, ist ebenfalls bekannt.

Ich habe mich jedenfalls eines Tages gefragt,

warum ich einfach nicht gegen diesen lästigen Gedanken – ob ich den Herd wirklich ausgemacht habe – ankomme und mir ist aufgefallen, dass der Akt an sich, also das Herumdrehen des Knopfes am Herd extrem kurz ist, weniger als 1 Sekunde dauert. Kein Wunder, dass mein Gehirn sich das nicht merken kann.

Mein Hausmittel gegen Zwangsgedanken:

ich verlängere diesen Akt auf eine Länge, die mein Gehirn sich merken kann!

Wenn ich den Herd angemacht habe und weiß, dass ich später noch weg gehen muss muss, stelle ich mich an den Herd, mache ihn aus und sage laut zu mir „Ich nehme zur Kenntnis, dass ich den Herd ausgemacht habe“. Wenn ich mir vor der Tür oder unterwegs die Frage stelle, ob ich den Herd wirklich ausgemacht habe, kann ich mich zwar nicht mehr an den Akt erinnern, aber ich kann mich daran erinnern, dass ich diesen Satz zu mir gesagt habe und sofort ist wieder alles gut.

Mit Zwangsgedanken muss man sich nicht abfinden

es gibt sicher noch viel mehr Möglichkeiten, damit umzugehen. Allen voran eine Art Achtsamkeit mit sich selbst und liebevolle Nachsichtigkeit, denn wenn man sich seiner Gedanken schämt, wird alles noch viel schlimmer …  Die Bachblüte Crab Apple hilft zum Beispiel bei unkontrollierbar erscheinenden Zwängen bei Erwachsenen und Kindern. Und natürlich kannst du

hier lernst du die eft klopftechnik für hochsensibleZwänge mit der Klopfakupressur (EFT-Klopftechnik) beklopfen

lernen, Kontrollbedürfnisse loszulassen oder auch eine andere Form der Kontrolle zu erlangen, bei der du dich als weniger ohnmächtig erlebst, indem du dafür sorgst, herauszufinden, was deine Bedürfnisse sind und was du brauchst. So können deine Bedürfnisse immer mehr Berücksichtigung finden …

Vielleicht hast du ja auch noch den einen oder anderen Tipp für die Leser:nnen, wie man Zwangsgedanken noch zu Leibe rücken kann? Ich freue mich, wenn du mir schreibst.

Von Herzen,

Unterschrift Monika Richrath

 

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Monika Richrath
Ich bin Monika Richrath, Mentorin und Coach für EFT (Klopfakupressur). Seit 2012 schreibe ich hier sehr PERSÖNLICH über die Themen, Hochsensibilität, Gesundheit, Psychologie, EFT und (Entwicklungs)Trauma.
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