leise gewinnt – eine Buchrezension

leise gewinnt – eine Buchrezension

Introvertierte Menschen haben es heutzutage nicht so leicht in einer Welt, in der äußere Reize immer intensiver und fordernder werden. Besinnung und Rückzug ist häufig angesagt und ganz sicher auch richtig. Der Hang zum Rückzug hat jedoch auch seine Tücken. Menschen neigen dazu, es sich in ihrer jeweiligen Komfortzone gemütlich zu machen. Global gesehen führt diese Tendenz jedoch dazu, dass introvertierte Menschen weniger gesehen und wahrgenommen werden, obwohl sie überall präsent sind und an den Fäden dieser Welt ziehen.

Kommunikationsfrau Dr. Doris Märtin, selbst (mehr …)

Was heißt hier „normal“?

Was heißt hier „normal“?

Kürzlich habe ich mich wieder mit der Frage beschäftigt, was normal heißt oder was normal ist. Oder ob ich eigentlich normal bin?

Es fiel mir nämlich ein, dass es wirklich mal wieder an der Zeit wäre, eine gründliche Untersuchung zu machen, aber noch während ich diesen Einfall hatte, zuckte ich innerlich zurück, als hätte ich mich verbrannt. Das hätte erst einmal stundenlange Wartezeit im Wartezimmer bedeutet, verbunden mit dem etwas zweifelhaften Vergnügen mich eine gefühlte Ewigkeit mit den Stars und Sternchen der Welt zu beschäftigen.

Das bringt mich unweigerlich in jene Zeit der Vergangenheit zurück, in der ich Wochen meines Lebens damit verbracht habe, eine Antwort auf eine nie wirklich formulierte Frage zu finden. Immer nur dieses vage Gefühl:

Mit mir stimmt doch etwas nicht?

Warum komme ich nicht zurecht, so wie die anderen? Warum bin ich dauernd krank? Ich denke, dass ich (obwohl es mir damals nicht bewusst war), eine Antwort bekommen wollte, wissen wollte, was eigentlich los ist mit mir. Vermutlich hoffte ich darauf, dass die Ärzte etwas finden würden, eine Erklärung für meinen Zustand. Aber die Ärzte fand nichts.

(Das Phänomen der Hochsensibilität war damals so was von unbekannt.)

Doch merkwürdigerweise hat nicht ein einziger Arzt sich und mich je gefragt, warum ich dauernd auf der Matte stand und nicht arbeitsfähig war, warum ich einfach nicht in der Lage war zu funktionieren wie andere Menschen.

umgehen mit hochsensibilitaet bei einem UmzugEinmal schöpfte ich Hoffnung, als mein damaliger Hausarzt zu mir sagte, „Das sind typische Vergiftungssymptome“, das machte Sinn, ich hatte mich gerade beim Renovieren damit beschäftigt, alte Tapeten zu entfernen. Damit konnte ich etwas anfangen, das fühlte sich richtig an. Zum ersten Mal fühlte ich mich von einem Arzt gesehen! Diese weise Erkenntnis hielt meinen Arzt aber nicht davon ab, mich beim nächsten Besuch ein paar Wochen später als Hypochonder zu behandeln.

Die Frage, ob ich eigentlich normal bin,

hat mich von daher schon mein ganzes Erwachsenenleben begleitet. Ich fühlte mich ja immer irgendwie anders. Nachdem ich begonnen hatte, mich intensiver mit mir selbst auseinander zu setzen, habe ich mir, wann immer mir diese Frage in den Sinn kam, mich selbst getröstet mit der aufmüpfigen Antwort: „Was heißt denn normal, was ist denn schon normal?“, immer in dem Glauben, dass es tatsächlich eine Norm gibt, wie man sein könnte. So etwas, wie einem in den Bildern glücklicher Familien in der Werbung im Fernsehen vorgegaukelt wird. Vielleicht war die Norm auch einfach alles, was ich nicht war.

Jetzt weiß ich ja schon seit einiger Zeit, dass ich hochsensibel bin.

Als Coach und Trainerin für die EFT Klopftechnik komme ich ganz schön herum, nicht nur im eigentlichen, sondern auch im übertragenen Sinne. Ich lerne nicht nur hochsensible Menschen kennen, sondern auch „andere“. Neulich wurde mir, als ich über den Begriff der „Normalität“ nachsann, klar, dass es

normal für mich gar nicht mehr gibt.

Es gibt möglicherweise eine (flexible) Grenze, manche Menschen halten sich auf der einen Seite auf, manche auf der anderen, sicher ist nur eins:  wir alle wechseln im Laufe unseres Lebens öfter die Seiten. Wir alle haben Glaubenssätze, manchmal wie absurde innere Gesetze, die uns antreiben, Vorstellungen über uns selbst und die anderen, die uns das Leben schwer machen oder gänzlich irrationale Verhaltensweisen, die für Außenstehende nicht nachzuvollziehen sind.

Entwicklungstrauma als folge dysfunktionaler familienEs kann hilfreich sein, dass es sich dabei um Lernerfahrungen handelt, die wir durch Erfahrungen in der Kindheit gemacht haben. Erst recht, wenn es sich dabei um belastende Kindheitserfahrungen gehandelt hat.

Möglicherweise sind als Folgen sogar ein Entwicklungstrauma entstanden.

Da ein Entwicklungstrauma immer auch ein Bindungstrauma ist, gehört dazu auch ein Gefühl der Isolation, ein Alien Gefühl, das Gefühl allein zu sein, anders zu sein.

Das mag den einen bewusst sein und den anderen nicht. Das heißt noch lange nicht, dass die anderen „normaler“ sind – die „Normalen“sind auf jeden Fall diejenigen, die desto tiefer fallen, wenn sie dann doch einmal gezwungen sind, sich eingehend mit sich selbst auseinander zu setzen. Wusstest du, dass 40 % aller Menschen in Deutschland mindestens einmal im Leben mit psychischen Erkrankungen oder einer psychischen Erkrankung zu tun haben?

In jedem Fall finde ich das hilfreich, sich bewusst zu machen, dass es uns als besonders empfindsamen Menschen in keiner Weise hilft, sich bei der Lebensgestaltung daran zu orientieren, was uns in den Medien oder der Gesellschaft vorgelebt wird.

Wie ist es mit dir? Hast eine Norm, an der du dich orientierst? Wie sieht sie aus? Lebst du darin oder empfindest du dich eher, wie viele andere HSP, als außen stehend?

Ich freue mich, wenn du mir schreibst.

Von Herzen,

Unterschrift Monika Richrath

Mittwoch um eins

Mittwoch um eins

Je mehr ich mich mit dem Thema Körper und Hochsensibilität beschäftige, umso wichtiger scheint es mir zu sein, mit meinem (häufig vernachlässigten) Körper in Kontakt zu treten und ihm in vielfältiger Form Gutes zu tun. Bislang habe ich das nicht aktiv bearbeitet, weil mir anderes immer wichtiger schien. Allerdings gibt es in meinem EFT-Seminaren und Workshops nicht nur eine Anleitung für die Klopfakupressur, sondern auch immer einen Reframing Part, der sich mit der Umsetzung einer positiven Neubewertung und -ausrichtung befasst. Dies habe ich in der letzten Zeit nicht nur für HSP getan, sondern auch für andere Menschen in akuten Stress-Situationen, wie Pflegekräfte z. B.

Offensichtlich hat mein Körper einfach die für andere bestimmten Neuorientierungen aufgegriffen und umgesetzt. Für mich fühlt es sich jedenfalls so an, als hätte mein Körper die Regie übernommen – und so kommt es, dass ich seit Anfang des Jahres zweimal in der Woche ins Schwimmbad gehe (wohin ich es im vergangenen Jahr nicht ein einziges Mal geschafft habe!). Für mich ist das wie Magie – aber es zeigt auch wieder mal sehr schön die wunderbaren Nebeneffekte, die die Klopfakupressur haben kann.

Mittwoch um eins ist ein Termin, der sich bei mir schon fest eingebürgert hat und den ich nur ausfallen lasse, wenn eine Krankheit im Anflug ist. Schon den ganzen Morgen über bin ich freudig beflügelt beim Gedanken an das Schwimmbad. Um eins steige ich dann ins Becken zu den anderen. Das Durchschnittsalter der TeilnehmerInnen dürfte zwischen 60 und 70 liegen. Mit meinen 51 Jahren gehöre ich eher zu den Youngstern. Einige hüpfen sich schon einmal warm und auch ich plantsche erwartungsvoll im Wasser herum. Jeglicher Stress fällt von mir ab. Jetzt gehts gleich los!

Da kommt der Trainer mit dem Equipment, es ist immer das gleiche: erst die Hanteln, dann die Nudeln, dann Scheiben. Auch die Choreographie der Übungen ist immer die gleiche, nur die Musik nicht. Heute hatten wir Prince und Frieda Gold. In der Woche vor Karneval die Höhner, da wurde ein wenig mitgesungen (soweit das während der Wassergymnastik möglich war). Jetzt geht es los: Es wird gerempelt und gekichert und mit dem Trainer geflirtet …

Mit mir geht jedenfalls im Wasser eine sonderbare Metamorphose vor sich: ich werde nicht nur leichter, ich verjünge mich auch, ich werde fünf oder 12 oder 18, wenn die Musik losgeht. Das fühlt sich ein bißchen wie Disco an (Nur dass ich beim Bewegen schon mal den Boden unter den Füßen verliere oder abgetrieben werde ins tiefere Wasser). Plötzlich bin ich nur noch Bewegung, Musik und Rhythmus. Alles ist perfekt. Ich höre meinen Körper förmlich vor Wonne seufzen. Heute schien die Sonne ins Becken und zauberte silbrige Reflexe aufs Wasser, zauberhaft. Ich wollte das Becken gar nicht mehr verlassen.

Ich verstehe selbst nicht mehr, wieso ich mir das jahrelang selbst vorenthalten habe? Egal, es ist nie zu spät dafür, neue Akte und Zeichen der Selbstliebe zu finden, schon gar nicht, wenn man hochsensibel ist 😉

Wie halten Sie es denn mit dem Sport? Ich freue mich, wie immer, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit
Ihre Monika Richrath

Bild von StockSnap auf Pixabay 

de_DEDeutsch