Gibt es eine Trauma Auflösung?

Gibt es eine Trauma Auflösung?

Vor kurzem hat jemand auf einen Blogbeitrag von mir auf Facebook einen Kommentar hinterlassen, dass es für Trauma keine Auflösung gäbe. Nur ein Besser damit zurecht kommen.

Das ist nur zur Hälfte richtig. Es kommt natürlich darauf an,

was man unter Trauma Auflösung oder Trauma Heilung versteht.

Wenn man z. B. erwartet, dass die Auflösung oder Heilung eines Traumas bedeutet: Es fühlt sich an wie nicht stattgefunden, dann kann man wirklich sagen: Das wird nicht passieren. Ein Trauma (vor allem belastende Kindheitserfahrungen, bzw. ein Entwicklungstrauma) verändert das eigene System auf vielfältige Weise. (Mehr dazu kannst du in dem Artikel nachlesen: Was bei Trauma im Gehirn passiert) Aber auch wenn all diese Veränderungen zunächst umumkehrbar aussehen, ist unglaublich viel Veränderung möglich.

In der Umfrage 10 belastende Erfahrungen in der Kindheit kannst du dir  Gedanken machen

Image by Benoît DE HAAS from Pixabay

Ich bin selbst ein sehr gutes Beispiel dafür. Für einen früheren Beitrag habe ich einmal eine Umfrage mit einer Liste der 10 häufigsten Belastungen in der Kindheit erstellt. (Übrigens freue ich mich, wenn du bei der Umfrage mitmachst, das hilft anderen Betroffenen!) Ich selbst habe mindestens 7 Punkte von dieser Liste.

30 Jahre und mehr habe ich

an einer sozialen Phobie gelitten

und hatte Angst vor allem und jedem, Tieren, Menschen (Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen). Ich war so schüchtern, dass ich niemandem ins Auge sehen konnte.  Drunter habe ich selbst ziemlich gelitten. Es wurde mir auch oft zum Vorwurf gemacht. (Heute weiß ich, dass es eine Trauma Folge ist).

Über 20 Jahre war ich in Psychotherapie.

Ich glaube, ihr Nutzen lag vor allem darin, dass zum ersten Mal in meinem Leben jemand nur für mich da war.  Da fällt mir noch was ein: zum ersten Mal hat jemand mir wirklich zugehört. Geändert hat sich dadurch aber nichts. Erst als ich angefangen habe,

mit EFT zu klopfen,Der EFT Notfallpunkt am schlüsselbein ist wichtig für hochsensible

begannen sich Dinge zu verändern. Ich begann mich zu verändern. Von jemandem, der immer ängstlich und angespannt, depressiv und unsicher war (und auch immer wieder mal mit nur einem Bein auf der Erde stand) zu jemandem mit einem fröhlichen optimistischen Wesen.  Jemand, der Menschen wirklich mag. Jemand, der mit Menschen arbeitet. Jemand, für den es kein Problem ist, anderen Menschen ins Gesicht zu schauen und gesehen zu werden. Das habe ich im Wesentlichen durch Klopfen erreicht. Und dadurch, dass ich begann, meine Hochsensibilität wirklich ernst zu nehmen.  Ein weiteres Puzzleteil war die sehr intensive Auseinandersetzung

mit dem Thema Hochsensibilität und Trauma.

Dadurch, dass ich mich mit meinen eigenen Traumatisierungen und ihren Folgen auseinandergesetzt habe, wurde immer deutlicher für mich, was es beim Klopfen von belastenden Lebenserfahrungen braucht, um diese wirklich zu verändern.

Daraus habe ich den Intensivkurs für hochsensible Menschen mit belastenden Kindheitserfahrungen entwickelt (der jetzt bald seinen Zugang für eine Woche öffnet). Der Intensivkurs arbeitet mit dem Ansatz des Achtsamen EFT Klopfens, der einerseits einen sicheren Raum bietet, andererseits aber tiefe Veränderung möglich macht.

Die ganz besonderen Zutaten sind dabei: eine Gemeinschaft Gleichgesinnter und Begleitung und Motivation durch mich für die Dauer eines Jahres. Denn die EFT Klopftechnik entfaltet ihre größte Kraft langfristig. Das funktioniert ausgesprochen gut.

Es sit schön zus ehen wie sich die teilnehmer des intensivkurs online kurs  hochsensibilität entfalten

Image by John Hain from Pixabay

Es ist immer wieder eine ganz besondere Freude für mich zu sehen, wie die Kursteilnehmer:innen im Laufe dieses Jahres erblühen, wachsen, sich (wieder) Dinge zutrauen, Hoffnung und Vertrauen (auch in sich selbst) entwickeln, Dinge wieder möglich werden.

Und auch, wenn wir nicht über unsere Erlebnisse sprechen, wissen wir doch, dass die anderen ähnliches wie wir erlebt haben. Man muss nicht vorgeben, jemand anderer zu sein – alleine das bringt schon tiefe Erleichterung. Eine Teilnehmerin schrieb mir vor kurzem:

„Das ist wie nach Hause kommen, sehr vertraut.“

Hier erhältst du mehr Informationen zum Intensivkurs, dem Online Kurs Hochsensibilität.  Wenn du vorher schon mal ein bischen Intensivkurs-Feeling schnuppern willst, melde dich gerne für meinen kostenlosen online Workshop Verbindung an. Er startet am 17. April (Wenn du nicht dabei sein kannst, hast du eine Woche lang die Möglichkeit, dir die Zoom Aufzeichnungen anzusehen oder herunterzuladen). Sehen wir uns dort? Ich würde mich freuen.

Sowieso, freue ich mich, wenn du mir schreibst.

Von Herzen,

Unterschrift Monika Richrath

 

 

 

 

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Was ist eine Trauma Kette?

Was ist eine Trauma Kette?

Hast du schon einmal den Begriff Traumakette gehört? Eigentlich hatte ich gedacht, mit dem Blogartikel Respekt (mit dem ich meine Serie Trauma in Liebesbeziehungen) abschließen wollte, ist es erst einmal genug mit dem Thema Trauma und Hochsensibilität.

Leider war es dann aber so, dass alleine durch das Schreiben des Artikels alles sehr gründlich aufgewühlt wurde. (Wobei X als Person kaum noch eine Rolle spielt.) Es geht dabei eher um die Umstände und die gruseligen Dinge, die passiert sind und die ich während der Beziehung erlebt habe – vor allem am Schluss. Ich denke, dass sich hier bei mir

eine Art Traumakette in Gang gesetzt hat.

Vielleicht ist der Begriff nicht besonders bekannt. Wenn ein traumatisches Ereignis oder Erlebnis zu weiteren traumatischen Ereignissen oder Erlebnissen führt, spricht man von einer Traumakette. Jedes Ereignis aus der Kette hat die Macht, einzelne Elemente der Kette oder auch die ganze Ereigniskette zu reaktivieren und so für Retraumatisierung zu sorgen. Aus den Folgen der Retraumatisierung entsteht ein neues Trauma, usw.

Ein Beispiel aus meinem Leben:

Aufgrund eines transgenerationalen Traumas

war es schon immer sehr schlimm für mich, wenn jemand ***s***h***r***i***t***. (Dass es sich hier um Symptome eines transgenerationalen Traumas handelte, habe ich erst vor sehr kurzer Zeit herausgefunden). Ein Erlebnis in der Straßenbahn führte dazu, dass dieses Trauma reaktiviert und verstärkt wurde. Das hat mich dazu gebracht, dass ich nicht mehr mit der Bahn zur Schule fahren wollte und lieber die Strecke zu Fuß ging. Das hat dazu geführt, dass ich leider ***ü***r***f***l***e***n***worden bin, am helllichten Tag auf offener Straße. Ein Trauma par excellence.

Das Ganze verdichtete und verpappte sich zu einem

Trauma verarbeitung kann gestört werden

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scheinbar unlösbaren Trauma Brocken, den ich bisher noch nicht verändern konnte (trotz verschiedener Versuche und Ansätze). Erst die Erkenntnis, dass das Ursprungstrauma gar nicht mein eigenes ist, hat etwas Erleichterung und Entzerrung da hineingebracht.

Durch die Beziehung mit X, in der Trauma und Liebe zusammenkamen,

ist eine ähnliche Traumakette entstanden. Durch die Beziehung wurden im Wesentlichen jede Menge belastender Kindheitserfahrungen reaktiviert und verstärkt und die Beziehung wurde so selbst zu einem Trauma, ebenso wie das, was durch die Beziehung entstanden ist.

Und das alles wurde reaktiviert jetzt zum Jahresende, was damit zu tun hat, dass ein beträchtlicher Teil der Folgen dieses Traumas eben in dieser Jahreszeit stattfanden, ganz besonders um Silvester herum.

Plötzlich waren die Ereignisse von vor ein paar Jahren sehr präsent (so, als sei gar keine Zeit vergangen). Als ich Silvester und die Tage danach in ihrer Stadt in meiner neuen Wohnung saß, ohne Licht, ohne Internet, ohne Partnerin (wir hatten uns gestritten), ohne Ablenkung (die Geschäfte waren wegen Corona geschlossen), ohne Menschen (in der neuen Stadt kannte ich niemanden) und auch ohne Freunde (Ich war zu gestresst und paralysiert, um jemanden anzurufen.  Wahrscheinlich hatte ich auch die Befürchtung, jemand würde mir dringend empfehlen, die Beziehung zu beenden.) 🙈 (Mehr dazu erfährst du in dem Artikel Respekt).

Das Gefühl, mutterseelenalleine zu sein

und durch eine fremde Stadt zu irren, hat sich so richtig in mich eingegraben. Ich fürchte es ist zu einem Glied dieser neuen Traumakette geworden.

Selbst, wenn sich das krasse Gefühl des Alleinseins mittlerweile natürlich abgeschwächt hat, wirkt es in mir auf vielfältige Weise.

Eine glückliche beziehung zu führen ist für traumatisierte menschen schwerGerade mache ich mir sehr viele Gedanken über Beziehungen.

Natürlich sehne ich mich nach Verbindung und Nähe. Richtiger Nähe. Und Berührung.

Aber wenn ich so die Paare beobachte, die ich kenne (und ich kenne eine ganze Menge), dann sehe ich nur zwei, auf die ich ein bisschen neidisch bin.

Mit dem einen Paar bin ich sehr gerne zusammen, weil sie sich miteinander so wohlfühlen. Ihre Beziehung ist noch relativ jung. Die beiden anderen sind schon ganz lange zusammen, aber sie haben sich nicht wie so viele Paare in einem Status quo eingerichtet, sondern entwickeln sich ständig weiter. Jede für sich alleine und auch als Paar. Da gibt es keinen Stillstand. Das finde ich bewundernswert.

Mir fällt an dieser Stelle ein, dass ich mit einer früheren Partnerin zusammen eine Beziehungsvision für andere gewesen bin, weil wir uns ganz viel Freiraum ließen, das bringt mich ein bisschen zum lachen. 🤭

Das Beziehungsdilemma, in dem ich jetzt stecke,

hat sich durch meine letzte Beziehungserfahrung eigentlich  noch verschärft. (Ich frage mich sogar, ob ich das überhaupt jemals auflösen kann irgendwann mal?)

Es gibt einerseits Sehnsüchte, aber andererseits gibt es das totale Zurückschrecken vor einem Einlassen überhaupt. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich mir durch diese Erfahrungen nicht bzw. viel weniger vertraue. Ob ich jemandem wirklich etwas entgegensetzen kann. (Ich habe eher die Befürchtung, dass ich nach wie vor dazu neige, andere wichtiger zu nehmen als mich selbst.)

Beim Thema Beziehung

habe ich eine Art Klasse schnatternder Schulkinder in mir, von denen jedes etwas anderes will. Das ganze bekommt noch neue Dimensionen dadurch, dass ich begonnen habe, mich mit dem

Thema Verlorener Zwilling

zu beschäftigen. Das wirft einen völlig neuen Blick darauf, warum man vielleicht echte Nähe nur sehr begrenzt aushalten kann. Dazu aber ein anderes Mal mehr, das waren jetzt genug Trauma Trigger für einen Artikel.

Jedenfalls passt alles sehr gut zu meinem neuen kostenlosen

Workshop Verbindung,In diesem Workshop geht es um den Zusammenhang von Trauma und Verbindung

den ich am 17./19./20. Januar online veranstalte. Da beschäftigen wir uns ganz explizit mit den Ursachen von Schwierigkeiten mit der Verbindung zu sich selbst, dem eigenen Körper und anderen Menschen.  Was haben schlechte Erfahrungen in der Kindheit damit zu tun? Was hat z. B. die kritische Mutter damit zu tun, oder ein Vater, der nie lobt? Denn das kommt alles nicht von ungefähr.

Man muss sich nicht mit diesen Schwierigkeiten abfinden.  Außerdem: Auch wenn ich mit Beziehungen an sich immer noch hadere, habe ich schon so viel erreicht. Von jemandem mit einer jahrzehntelangen sozialen Phobie zu jemandem, der mit Menschen arbeitet und Menschen mag. Dieses Wunder habe ich mit EFT Klopfen erreicht. Wie ich das gemacht habe, erzähle ich natürlich auch im Workshop. Ich freue mich, wenn du dabei bist. Klopfen lohnt sich immer.

Ich freue mich, wenn du mir schreibst.

Von Herzen,

Unterschrift Monika Richrath

 

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Trauma in Liebesbeziehungen: Respekt

Trauma in Liebesbeziehungen: Respekt

Zum Thema Trauma und Liebe habe ich mich schon mit den unterschiedlichsten Aspekten beschäftigt: mit dem Alltag, mit Ichbezogenheit, mit Sicherheit, mit Familie (meiner eigenen, der Familie der Partnerin und meine innere Familie), Viele (sein) und Nähe und Distanz.

Die Rauhnächte sind  nicht mehr weit weg und mehr als jemals zuvor habe ich den Wunsch mein Leben aufzuräumen und abzuschließen.

Darum soll es diesmal um das Thema Respekt gehen und um

Das beziehungsende zu akzeptieren ist nicht einfach

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das unrühmliche Ende der Beziehung.

Nur zum besseren Verständnis halber: der Stand der Beziehung war: die Liebe war sehr groß auf beiden Seiten. Daran hatte auch die Eröffnung meiner Partnerin, Viele zu sein, nichts geändert. Wegen der sehr intensiven Gefühle füreinander haben wir nach Wegen gesucht, zusammen sein zu können. Ich hatte eine kleine Wohnung in der Stadt gemietet, in der sie lebte und der Plan war, jeweils zwei Wochen in ihrer Stadt zu verbringen und jeweils zwei in meiner. Bis dahin hatten wir gemeinsam ihr Leben gelebt, wenn ich bei ihr war. Mein Wunsch war, auch mal mehr von meinem Leben dort einzubringen.

Die ersten Tage in meiner neuen Wohnung waren ein Alptraum. Anders lässt es sich nicht beschreiben. Ich war entsetzt, fürchtete, einen schweren Fehler begangen zu haben.

Wir haben uns (natürlich) wieder berappelt. Dann gab es erstmal große Freude, auf beiden Seiten,

endlich mehr Zeit miteinander verbringen zu können.

Leider währte diese Freude nur sehr, sehr kurz.

Unter ihren vielen Innenpersonen gab es ja mindestens eine, die mich nicht wollte, ja, nicht einmal mochte. (Ich nannte sie die Hauswirtschaftsmeisterin.) Die Hauswirtschaftsmeisterin war wohl so eine Art Beschützerin für andere Innenpersonen. Jedenfalls fühlte sie sich ganz zunehmend bedroht durch meine häufige Präsenz. Das heißt, dass ihre Ausfälle mir gegenüber zunahmen. Immer wieder machte sie mich herunter. Ich habe versucht, mich davon nicht beeindrucken zu lassen, aber das ging nur ganz bedingt. Für mich ist eben genau das ein Trauma Trigger. Es machte mir auch ganz zunehmend zu schaffen,

dass meine Partnerin gar nichts von meiner Arbeit hielt.

Sie fand, dass ich ohne eine fundierte Trauma-Ausbildung nicht mit dem Klientel arbeiten dürfte, das zu mir kam (sie selbst machte übrigens ganz genau das!). Anfangs hatte sie sich ein-, zweimal Auftritte von mir als Referentin bei online Kongressen angesehen. Nie hörte ich etwas Gutes, sondern immer nur Kritik. Wie du dir denken kannst, hörte ich schnell auf, überhaupt von Auftritten zu erzählen …

Die Idee zum Intensivkurs „Besser umgehen mit Hochsensibilität“ hat es da schon gegeben

und ich hatte schon begonnen, Material für den Intensivkurs zu erstellen oder vorzubereiten. Für mich war klar, DAS ist der nächste Schritt. (Manchmal mache ich ein Baum-Orakel, da wurde mir immer übermittelt: Mach deinen Kurs fertig! Von daher wusste ich auch, dass dieses Projekt auch „von oben“ unterstützt wird.) Ist es unnötig zu sagen, dass X nicht glaubte, dass mein Projekt Erfolg haben und dass daraus etwas Gutes entstehen könnte?

So vergingen ein paar Monate. Ich richtete mich ein in einem Leben an 2 verschiedenen Orten. Unsere Beziehung befand sich unterdessen schon in einer sehr steilen abwärts Geraden. Immer häufiger tauchten Dinge plötzlich auf, die einfach nicht gingen. Auch für mich nicht. Beeinander übernachten gehörte zu den ersten Dingen auf der Abschussliste …

Mir dämmerte, dass ich zwar vieles hinnehmen konnte, sogar Beschimpfungen und runtergemacht werden. Aber eines konnte ich nicht hinnehmen: dass sie

keinen Respekt und keine Wertschätzung hatte für meine Fähigkeiten und meine Arbeit.

Noch war ich allerdings gefangen in meinen Gefühlen und handlungsunfähig. Aber wie immer in solchen Situationen, übernahm jemand anderer oder etwas anderes die Führung.  Ich begann, sehr häufig grundlos zu weinen, ohne dass ich hätte sagen können warum.

Das war natürlich nicht sehr förderlich, weil es zu Verärgerung auf ihrer Seite und Mich-klein-Fühlen auf meiner Seite führte. Heute weiß ich natürlich, dass mein Kummer so groß war, dass dafür die Worte fehlten. Obwohl wir viel miteinander sprachen und versuchten, Dinge miteinander zu klären, wuchs doch die Zahl der unaussprechlichen Dinge, die sich zwischen uns wie ein Berg aufhäuften.

Entwicklungstrauma hat zum Ende der Beziehung geführt

Image by bruce lam from Pixabay

Dann explodierte die Beziehung innerhalb eines ganz kurzen Zeitraums.

Ich versuchte immer noch, in ihrer Stadt heimisch zu werden. Wegen Corona hatte ich weder die neue Stadt, noch Leute dort kennen lernen können. Nun hatte mir ihre Schwester einen Kontakt vermittelt. Wir trafen uns, wir gingen spazieren, wir unterhielten uns. Und natürlich redeten wir auch über unsere Arbeit. Als ich so erzählte, was ich so machte, sagte sie „Das ist ja spannend!“ und stellte mir Fragen.

Ich ging nach Hause und war wie vom Donner gerührt. So fühlte es sich also an, wenn sich jemand für meine Arbeit interessierte … und mit Schrecken wurde mir bewusst, dass meine Partnerin meiner Arbeit noch nie dieses an sich normale Interesse entgegengebracht hatte.

Noch etwas geschah an diesem Tag. Ich nahm gerade teil an Sabrina Haars Kongress zum Thema Herzöffnung und machte mit bei einer Theta

Meditation zum Thema „das Herz von Verletzungen in der Gegenwart heilen“.

Am Tag darauf war ich mit meiner Freundin verabredet. Ich erzählte ihr von dem Treffen und auch von meiner Erkenntnis, dass sie nicht an mich glaubt. Da sagte sie: „Ja, und wenn wir das jetzt einfach mal so stehen lassen?“ Was? Wie? Wo? Ich war ziemlich verwirrt, das kam sehr plötzlich und unerwartet. Aber es gab ja diesen Teil von mir, der wusste, dass ich nicht mit jemandem zusammen sein kann, der nicht an mich glaubt. Wie soll ich meine Arbeit da erfolgreich sein? Es blieb also nichts, als das Ende der Beziehung zu akzeptieren.

Zu dem Zeitpunkt glaubten wir beide daran, dass wir irgendwann später befreundet sein könnten. Wenn auch nicht sofort natürlich.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch

keine Ahnung, dass das Drama mit der Trennung mitnichten ausgestanden war.

(Obschon es eine große Erleichterung war, mein Leben zurückzubekommen natürlich.)

alptraum umzug

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Die Wohnung aufzulösen war ein Alptraum.

3 Monate Kündigungsfrist. Kein Nachmieter zu finden. Immer wieder musste ich dorthin fahren, jeder Trip eine Tortur. Ich war außerdem auf die Idee gekommen, ich könne im Sommer dort eine Weile sein und der Hitze im 3. Stock an meinem Hauptwohnort für eine Weile entkommen (total bescheuert). Und Besuch bekommen zum Zeitvertreib und mich mit der Stadt aussöhnen. Das war mir sehr wichtig.

Aber nichts davon funktionierte. Es war und blieb schrecklich, dort zu sein, und sie nicht mehr zu sehen. Es ging auch nichts rückgängig zu machen.

Ich hatte der Wahrheit ins Gesicht gesehen.

Außerdem war ich wie paralysiert, weil ich nicht wusste, wie ich meine paar Möbel nach Hause transportieren sollte. Schließlich hatte meine beste Freundin ein Einsehen mit mir und mietete resolut einen Minivan. An einem Morgen fuhren wir hin, räumten alles aus und am Nachmittag wieder zurück. Die Schlüsselübergabe schaffte ich auch noch. Ein paar Tage später das Hochwasser in NRW. Auch wenn das total banal erscheint, weil so viele Menschen alles verloren haben, wurde mir immer fast schlecht bei dem Gedanken daran, wie knapp das war, bei der Vorstellung, dass ich dort noch hätte wochenlang festsitzen und -kleben hätte können, weil die Autobahn wegen der Überschwemmung nicht befahrbar war.

Letztendlich, im Rückblick kann ich sehen, dass

durch die Beziehung ganz bestimmte Aspekte meiner belastenden Kindheitserfahrungen gründlich aufgewühlt

häufig machen kinder belastende erfahrungen in der kindheit

Photo by Candace McDaniel on StockSnap

wurden. Aspekte, die mir vorher in dieser Form gar nicht wirklich bewusst waren. Ich glaube, dass das, womit ich durch die Beziehung in Berührung gekommen bin, die Erfahrung einer ganz tiefen Einsamkeit ist – in die Welt geworfen zu sein, alleine zu sein und nicht wirklich geliebt und bewundert zu werden.

Wie wichtig die Bewunderung ist, ist mir auch erst vor kurzem klargeworden. Babies müssen bewundert und bestaunt werden. Dafür, dass sie da sind. Ein Baby ist ein Wunder! Und es gehört zu dem, was ein Baby braucht, um ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln. (Vielleicht schreibe ich dazu mal einen extra Beitrag.)

Bei mir hat sich nach einer Weile nach und nach ein Gefühl von immer größer werdender Wut eingestellt. Erst wollte ich das gar nicht zulassen. Ich hatte ja allem zugestimmt, ja, es war sogar meine eigene Idee mit der Wohnung gewesen, wie konnte ich da jetzt wütend werden …?

Mir ist dann aber klar geworden, dass sich die Wut darauf bezog, dass sie mich getäuscht hat. Letzten Endes war ich gar

nicht in der Lage gewesen, ihre Beziehungsfähigkeit realistisch einzuschätzen.

Hätte sie mir von Anfang an reinen Wein eingeschenkt, sagen wir mal, innerhalb der ersten 3 Monate, wäre alles ganz anders gewesen. Ich hätte mich sicherlich trotzdem auf sie eingelassen. Da bin ich mir sicher. Aber es wäre viel eher klar geworden, wie eng gesteckt die Grenzen sind, und dass eine ebenbürtige Beziehung einfach nicht möglich ist.

Meine Wut bin ich übrigens los geworden. Auf ganz einfache Weise.

Meine (nun Ex-)Partnerin hat ab und zu mal eine SMS geschickt, ob ich denn nun fertig bin mit dem Abstand halten und mitten in der größten Wut habe ich zurückgeschrieben, dass ich noch darauf warte, dass ich ruhiger werde und ihr einen Brief in einem normalen Ton schreiben kann. Das hat sie nicht verstanden. Dann habe ich zurückgeschrieben (ohne nachzudenken), dass ich so wütend bin, dass ich ihr eins reinschlagen könnte. Dann kam sofort „Du machst mir Angst. Schreib mir nie wieder.“ Sofort hat sie meine Kontaktdaten gelöscht.

Du musst wissen, dass ich der sanftmütigste Mensch der Welt bin.

Ich werde niemals „böse“, selten aggressiv

und traue mich kaum jemals, anderen zu sagen, was sie tun sollen.

Sollte ich mich jetzt schlecht fühlen? Das war ein für mich vollkommen atypisches Verhalten. (Das war das 3. Mal in fast 60 Jahren das ich „entgleist“ bin.) Ich habe mich gefragt, ob ich einen Termin bei meiner Trauma-Therapeutin machen soll. Ich habe mir vorgestellt, ich würde ihr das erzählen. Und in meiner Vorstellung strahlte sie über beide Ohren.

Ich habe so verstanden, was passiert ist. Ich habe meine Wut dahin getragen, wo sie hingehört. Und ich habe nichts beschönigt, sondern einfach gesagt, wie es ist. Ich brauche keine Therapie. Ich habe alles  richtig gemacht!

Das Leben ist so großartig!

Auch wenn im Rückblick gesehen, die alptraumartigen Erlebnisse mehr in mir herumrumoren als die schönen, glaube ich doch, dass meine Erfahrungen letztendlich dazu beigetragen haben, meinen Hochsensibilität online Kurs, den  Intensivkurs, zu dem zu machen, was er heute ist. Eben, weil ich mit ganz tiefen, schecklichen Gefühlen in Berührung gekommen bin, habe ich verstanden, wie wichtig es ist, sich von dort fernzuhalten und sich eher mit den Lernerfahrungen zu beschäftigen, die man aus diesen Situationen zieht. Auch dass ich noch einmal in Kontakt gekommen bin mit dem Gefühl einer quälenden Einsamkeit, ist letztendlich dem Kurs zugute gekommen. Die Einsamkeit und Verbindungsprobleme sind ja letzten Endes das, was von den schlechten Erfahrungen in der Kindheit übrig bleibt und darum ist es so wichtig, dass wir uns verbinden, um ein anderes Leben zu führen.

Letzten Endes sehe ich, dass ich den Kurs niemals hätte machen können, wenn ich mit ihr zusammen geblieben wäre. Wie kann mein Projekt erfolgreich sein, wenn meine Liebe weder an mich, noch an das Projekt glaubt? Das ist wie ein Klotz am Bein, der das eigene Selbstbewusstsein untergräbt.

Heute bin ich froh, dass alles so gekommen ist. Ich bin ihr sogar von Herzen dankbar. Und ein bisschen davon schwingt jedes Mal im Hintergrund mit, wenn ich mich mit meiner Intensivkursgruppe treffe und über große und kleine Erfolge der Teilnehmer:innen freue. Das ist immer ein bisschen wie ein Sieg über unsere Vergangenheit. Ihre und meine.

Hast du auch Erfahrungen mit fehlendem Respekt in einer Beziehung gemacht? Ich freue mich, wenn du mir schreibst.

Von Herzen,

Unterschrift Monika Richrath

 

 

 

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Scham: Die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls – eine Rezension

Scham: Die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls – eine Rezension

Als mir klar geworden ist, dass Scham bei Hochsensibilität in Verbindung mit belastenden Lebenserfahrungen durch Entwicklungstrauma ein sehr wichtiges Thema ist und darum in meinem Intensivkurs nicht fehlen darf, habe ich mich auf die Suche gemacht nach guter Literatur. Das Buch „Scham: Die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls“* hat mich sofort verführt. Konkurrenzlos.

Zum einen durch das Cover. Alleine das Wort

Scham so groß

und in roter Farbe zu lesen, macht etwas mit einem.

Ich finde es unglaublich, wie gut es dem Verlag fischer & gann gelungen ist, das Wesen der Scham optisch darzustellen! Auf der linken Seite befindet sich ein roter Streifen, der langsam in einen größeren, weißen Bereich übergeht. Das ist wie die Scham selbst, die leise und unmerklich in uns einsickert.

Auch die Farbe rot ist gut gewählt, denn das lässt an eine Wunde denken und ich denke die Wunde der Scham haben sicherlich alle, die mit

Hochsensibilität und Bindungs- und Entwicklungstrauma zu tun haben.

Auch der Untertitel „Die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls“ ist extrem gut gewählt. Alleine diesen Titel zu lesen, machte was mit mir.

Plötzlich konnte ich gar nicht mehr verstehen, warum ich mich in 30 Jahren Persönlichkeitsentwicklung noch nie wirklich mit dem Thema Scham beschäftigt habe! Ehrlich gesagt, hatte ich null Vorstellung davon, was Scham eigentlich ist, wo sie herkommt, was sie bewirkt.

Nur wie sie sich anfühlt, wusste ich ganz genau.

Der Autor, der französische Neuropsychiater Boris Cyrulnik, hat selbst ein sehr großes Scham-Thema. Er hat als „verstecktes Kind“ den Holocaust überlebt, musste vorgeben, jemand anderer zu sein …

Ich gebe zu, anfangs war ich etwas nervös, als ich begann, mich in das Buch zu vertiefen. Schon bald habe ich mich entspannt, denn der Text ist ausgesprochen unterhaltsam.  Tatsächlich beleuchtet Boris Cyrulnik in jedem Kapitel

ganz unterschiedliche Aspekte der Scham.

Ganz leicht und spielerisch, plaudernd gar, werden wir Leser:innen dabei mitgenommen. Tatsächlich fand ich das Buch so unterhaltsam zu lesen, dass ich direkt ein bisschen irritiert war:

Darf ein Buch über Scham

Spaß machen?

Ich glaube, dass der Autor mit Absicht diese Erzählweise gewählt hat. Natürlich enthält das Buch für jeden, der ein Scham Thema hat, verschiedene  Scham „Bomben“, aber Cyrulnik versteht es meisterlich, diese zu entschärften, indem er sie in kleine Geschichten und Begebenheiten verpackt und sowieso bestimmte Aspekte nur ganz kurz berührt, um sie in einem anderen Kapitel wieder aufzugreifen.

Ich wurde allerdings nach einer Weile etwas ungeduldig und nervös, weil ich das Gefühl hatte, die Information, die ich suche, entgleitet mir und verschwindet zwischen all den anderen Informationen. Hauptsächlich war ich ja an Scham Aspekten im Zusammenhang mit

belastenden Kindheitserfahrungen, Bindungs- und Entwicklungstrauma

interessiert.

Ich habe dann noch einmal von vorne begonnen und habe in alle Seiten, von denen ich dachte „Ja, das ist interessant für die Art von Scham, die ich suche“, einen kleinen Zettel gesteckt.

Am Ende habe ich mir dann nur die markierten Stellen hintereinander duchgelesen und dann hatte ich die Informationen, die ich suchte. Es war ein wenig so, als hätte ich nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten gelesen. Und es ist sehr schlau, dass der Autor in Informationen so angeordnet hat, denn als ich alles das, was ich als interessant markiert hatte, hintereinander weg las, gingen meine Scham Bomben los. Eine nach der anderen. Ich hatte keine Vorstellung davon,

wie sehr mein Leben durch Scham bestimmt wird.

Weil es ein Gefühl ist, das sich ganz unten verbirgt, am Boden unter allen möglichen Bewusstseinsschichten. Und trotzdem alles durchtränkt irgendwie.

Von daher kann ich nur sagen, dass die vermeintliche Schwäche des Buches seine größte Stärke ist. Boris Cyrulnik hat alles so gut und schön verpackt, dass es nämlich nicht weh tut.

Gut gefallen hat mir auch die Kapitelverteilung mit sehr poetisch klingenden Überschriften, wenngleich ich auch nicht immer einen Bezug zum Inhalt herstellen konnte.

Meine Vermutung ist, dass

„Scham: die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls“*

wohl mehrmals gelesen werden muss, um die Inhalte (von denen ich hier bewusst überhaupt nichts verraten habe) zu erfassen und in das eigene Leben zu integrieren. Gerade die Integration ist so wichtig: Jetzt, wo

ich das Ausmaß meiner Scham erahnen oder ermessen kann,

habe ich mehr Selbstmitgefühl, vielleicht verurteile ich mich auch weniger? Oder mir ist dadurch aufgefallen, dass ich mich selbst dauernd verurteile …

Ich freue mich jedenfalls schon auf die Entdeckungen, die ich bei der nächsten Leserunde dieses Buches machen werde.

Wie geht es dir beim Lesen dieser Rezension? Scham ist auf jeden Fall ein super gutes Thema zum Klopfen. Ich freue mich, wenn du einen Kommentar hinterlässt und/oder meinen Artikel teilst.

Von Herzen,

 

 

 

Boris Cyrulnik
Scham: die vielen Facetten eines tabuisierten Gefühls*
fischer & gann
ISBN 978-3903072725

20 EUR

Trauma in Liebesbeziehungen: Viele

Trauma in Liebesbeziehungen: Viele

Nach all der Aufregung der letzten Zeit komme ich nun endlich dazu, mit meiner Serie Trauma in Liebesbeziehungen weiterzumachen. (Ehrlich gesagt, musste ich dazu auch ein bisschen Mut sammeln!) Denn jetzt wird es Zeit, die Katze aus dem Sack zu lassen. Vorsorglich sage ich schon mal, dass hier allerhand Triggerpotential besteht, bitte klopf beim Lesen die Handkante oder lies nicht weiter.

Nach einem 3/4 Jahr Beziehung hatten wir uns ganz gut zusammengerauft. Es hätte eigentlich alles ganz gut sein können. Bloß ging es meiner Liebsten immer schlechter und schlechter.

Eines Tages hat sie mir überraschend

eröffnet, Viele zu sein.

Erstmal war ich wirklich froh. Das erklärte so vieles. Im Nachhinein ergaben die für mich unverständlichen Reaktionen in bestimmten Situationen jetzt  einen Sinn.

Falls dir das nicht geläufig ist: kennst du vielleicht

den Begriff multiple Persönlichkeit.

Es bedeutet, mehrere Persönlichkeiten (Innenpersonen) zu besitzen, die nicht unbedingt miteinander in Verbindung stehen müssen und je nachdem dann auch unabhängig voneinander agieren können. Sie sind unterschiedlich alt (da zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden), können verschiedene Geschlechter besitzen und haben oft besondere Aufgaben. Manche Innenpersonen kommen nie nach außen und werden von anderen beschützt.

So etwas entsteht, wenn man schon ganz

früh schwere Traumata erlebt.

Dinge, die die Seele nicht verarbeiten kann.

Zunächst brachte das Bekenntnis meiner Liebsten eine riesige Erleichterung für uns beide und für die Partnerschaft. Ihr Geständnis öffnete Raum zwischen uns für Nähe, sehr viel und intensive Nähe.

Jetzt war klar z. B., warum sie auf Fotos so unterschiedlich aussah. Am Anfang hatte ich einmal ein Foto von ihr gemacht (sehr süß) von jemandem, der niemals wieder auftauchte später.

Es erklärte vor allem auch, warum wir scheinbar aus dem Nichts heraus in für mich

retraumatisierende Situationen gerieten,

in denen sie mich total heruntermachte. Das lag vor allen Dingen an einer bestimmten Innenperson, die ich die „Hauswirtschaftsmeisterin“ nannte. In Wahrheit war sie natürlich eine Schutzperson, die ihr System vor mir schützen sollte/wollte. Dazu kam auch noch, dass mich diese Person gar nicht mochte. Habe ich schon erwähnt, dass alle Innenpersonen eigene Persönlichkeiten sind mit bestimmten Vorlieben, Fähigkeiten und Verhaltensmustern?

Die Dynamik zwischen uns war kompliziert. Es konnte zum Beispiel so laufen: wir unternahmen eine wunderschöne Radtour. In der Pause bekam X mit, dass ich vergessen hatte, mir eine Wasserflasche einzupacken. Das war dann das Signal für den Startschuss der Hauswirtschaftsmeisterin, auf mir herumzuhacken und mir den Rest der Tour beweisen zu wollen, wie unfähig und lebensuntüchtig ich sei. Bis ich am Ende in Tränen aufgelöst war, oder sauer – jedenfalls nur noch weg wollte.

Sowas nennt man übrigens Täter Introjekt.

Das Opfer (sie) hatte sich das Verhalten und die Denkweise ihrer Bezugspersonen (also ihrer Täter) angeeignet als eigenes Verhaltensmuster.

Es gibt ganz viele unterschiedliche

dissoziative Störungsbilder,

bzw. Diagnosen.

Michaela Huber schreibt in ihrem Buch „Trauma und die Folgen“*, dass mehr als 80 % aller Persönlichkeitsstörungsdiagnosen durch Traumatisierungen wie frühe Vernachlässigung, Verwahrlosung, körperliche, seelische und/oder sexuelle Gewalt erklärt werden.

Und sie nennt fünf Bedingungen, die zusammenkommen müssen,

um eine dissoziative Identitätsstörung entstehen zu lassen:

1. Langjährige Misshandlungen zwischen Geburt und 6. Lebensjahr

2. Es betrifft zu 80 % Mädchen.

3. Gute Dissoziationsfähigkeiten

4. Keine kontinuierliche und sichere Bindung zu einem Elternteil oder einer anderen Bezugsperson.

5. Keine Hilfe bei der Verarbeitung des Erlebten.

Wir hatten uns ja online kennen gelernt. Obwohl ich ganz explizit geschrieben hatte: „Keine psychischen Krankheiten“ und Viele für mich wirklich am äußersten Extrem von möglichen Folgen von Entwicklungstrauma steht, ist es mir zu keinem Zeitpunkt in den Sinn gekommen mich zu trennen. Wir liebten uns ja ganz innig.

Dadurch, dass ich selbst so viel mit inneren Anteilen arbeite, war mir das Konzept an sich geläufig und vertraut. Und ich habe gedacht anfangs (ganz naiv), dass ich es lernen muss

die unterschiedlichen Innenpersonen kennen zu lernen

und einen Weg des Umgangs damit zu finden. Ich habe wohl mal wieder gedacht – merke ich gerade – dass ich glaubte, ich sei dafür verantwortlich, diese neue Tatsache in unsere Beziehung zu integrieren.

„Matt und die anderen“* hatte ich schon mit 20 gelesen. Ich wusste also grob, worum es ging. Als nächstes habe ich mir ein paar youTube-Videos einiger junger Viele-Frauen angesehen. Das war sowas von niederschmetternd. Keine von ihnen arbeitete.

Keine von ihnen hatte eine Beziehung.

(Denn dies bedeutet, jemanden zu haben, mit dem alle im System einverstanden sind.)

Meine Partnerin hat mich dann getröstet und gemeint, bei ihr wäre das doch alles nicht so, sie arbeitete und funktionierte unter normalen Umständen doch relativ gut und mit ihrer Gastgeber- oder Alltagspersönlichkeit konnte man gut zurechtkommen. Das war schon richtig.

Aber ich würde eher sagen, es hatte gut funktioniert, solange sie allein war. Mit meinem Eintreffen geriet nach und nach alles aus den Fugen. Rückblickend kann ich natürlich sehen, dass die grundsätzliche Schieflage unserer Beziehung jetzt zu einem Abrutschen wurde.

Erstmal blieb aber alles, wie es war. Weil sie mir dann vorwarf, ich kümmere mich gar nicht um diese neue Tatsache, habe ich mir Literatur besorgt und mich in das Thema

Multiple Persönlichkeitsstörungen

hineinvertieft. Irgendwo habe ich sogar ein Buch für Partner:innen aufgetrieben. Leider erinnere ich mich nicht an den Titel. Ich habe mich sogar in einer Facebook-Trauma-Gruppe angemeldet und mir dort gelegentlich Rat und Zuspruch geholt. Dort gab es allerhand Paare, bei denen ein Teil Viele waren und die manchmal schon ewig zusammen waren. Das hat mir wieder Mut gemacht.

Jetzt wollte ich die

verschiedenen Innenpersonen

kennen lernen, um einen adäquaten Umgang mit ihnen zu entwickeln. Ich wollte ja alles richtig machen. Dann wurde mir beschieden, ich solle mich nicht so bemühen. Nach und nach hat sich dann herausgestellt, dass meine Liebste selbst eher wenig über ihr System wusste und sich auch mit der Auseinandersetzung mit diesem System überfordert fühlte.

So etwas wie eine Innenkonferenz

(wo alle Innenpersonen zusammenkommen um Dinge zu besprechen, fand auch eher nicht statt. Und offenbar kam es auch nicht in Frage, mich in Einzelheiten über das System einzuweihen.

Ich glaube eigentlich immer noch, dass ich es hätte lernen können, mit den einzelnen Personen umzugehen, wenn es mir erlaubt worden wäre.

Interessanterweise sind mir manche Dinge über bestimmte Innenpersonen erst sehr, sehr viel später klar geworden. Als wir schon längst nicht mehr zusammen waren.

Rückblickend kann ich jedenfalls sagen, dass der Großteil der Auseinandersetzungen und Konflikte, die wir hatten, entstanden, wenn die Hauswirtschaftsmeisterin entweder das

System bedroht sah

oder meinte, wenn sie mich schon toleriere, solle ich mich doch nützlich machen …

Und so näherte sich auf leisen Pfoten die Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, eine Beziehung mit einer Viele-Person zu haben, wenn nicht alle Innenpersonen mit der Partnerin einverstanden sind …

Das ist noch nicht das Ende. Aber wir rutschten jetzt schneller …

Puh, das war echt schwer. Für diesen Artikel habe ich einen ganzen Tag gebraucht.

Vielleicht hast du ja schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Wie immer freue ich mich über deine Kommentare.

Im Netz bin ich über diese Seite gestolpert, wenn du mehr über dissoziative Persönlichkeitsstörungen wissen möchtest.

Von Herzen,

 

 

de_DEDeutsch